Noch einen Monat länger

Montag, 24. April 2023

Hallo Freunde,

vorigen Montag habe ich meine erste Dosis Immuntherapie bekommen und dabei erfahren, dass ich für den Johannistag leider doch noch nicht in Estland zurück sein werde. Die Löwener Ärzte wollen mich erst nach 3 Monaten Therapie gehen lassen. Meine Freilassung ist deshalb vom 12. Juni auf den 6. Juli verschoben worden. Bis dahin muss ich alle 2 Wochen nach Leuven, um eine Dosis zu kriegen. Aber das werde ich jetzt auch noch überleben.

Dieser zusätzliche Monat in Belgien hat den Vorteil, dass sich dadurch ein administratives Problem in Luft auflöst: Würde ich in Estland je einen Onkologen finden, der meinen Fall übernimmt und die Immuntherapie unter Anleitung seiner Löwener Kollegen weiterführt? Die estnische Krankenkasse hatte mir diese Frage überraschend schnell beantwortet: nämlich dass sie dafür nicht zuständig sei. Zum Glück (das wusste ich seit vorletztem Mittwoch) ist die offiziell veranschlagte Therapiedauer von einem ganzen Jahr übertrieben. Drei Monate reichen. Diese Immuntherapie ist noch relativ neu. Die Studien vor der Zulassung haben die Möglichkeit einer kürzeren Therapie gar nicht erst erwägt, weil –logischerweise– kein Hersteller Interesse an einem wissenschaftlichen Beweis hat, dass auch drei Monate reichen. Die Löwener Ärzte glauben trotzdem dran.

À propos trotzdem glauben. Ostern in Eupen habe ich genossen: Ostern 2023 in Eupen. Auch in Belgien glauben die meisten Menschen ja, dass Kirche unnötig sei und demnächst ganz aussterben würde. Ich sehe an vielen Stellen das Gegenteil. Und ich sehe, dass die Aussteiger lediglich das vorkonziliare Bild der Kirche verurteilen. Was ich ja auch tue. Im Grunde sind wir uns einig. Das Evangelium braucht „nur“ eine klare Stimme, die keinen Unsinn redet und alle Menschen anspricht, inklusive diejenigen, die andere Heilige Schriften als ich lesen. Ja, ich glaube weiterhin an die „eine“, „heilige“, „katholische“ und „apostolische“ Kirche. Allerdings wage ich zu bezweifeln, ob sie noch lange „römisch“ sein wird.

Ich werde in den kommenen Monaten vielleicht etwas Heimweh, aber gewiss keine Langeweile bekommen. Alle zwei Stunden mache ich „Magentraining“, damit der Kleine wächst und wieder all die Nahrung verarbeitet bekommt, die mein Körper so braucht. Momentan nehme ich immer noch ab; dieser Trend sollte sich hoffentlich demnächst umkehren.

À propos Umkehr: kann sein, dass das zweite Wunder sich erfüllt hat (wenn auch anders als ich gedacht hatte): ich habe verstanden, dass Lino momentan noch keinen Manager oder Vertreter brauchen kann. Zuerst braucht es ein paar überzeugende Anwendungsbeispiele. Und seit November habe ich mit so vielen Leuten über diese Sache geredet, dass ich relativ klare Vorstellungen habe. Also eigentlich ist „alles fertig, es muss nur noch gemacht werden“. Also falls wir einen zweiten Programmierer wie Sharif fänden, würde ich glatt ein paartausend Euro investieren und den einstellen.

Liebe Grüße aus Nispert

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.