Bitte zwei Wunder

Mittwoch, 2. November 2022

Hallo Freunde,

danke für all eure Reaktionen, Wünsche, Tipps und Gebete seit dem letzten Rundbrief! Am 12. November komme ich nach Eupen und habe am 16. November in der Uniklinik von Löwen einen Termin beim Onkologen, um eine zweite Meinung einzuholen. Die Tallinner Ärzte wollten eigentlich schon morgen mit der Chemotherapie beginnen, aber den Termin habe ich um einen Monat verschoben. Ich fliege diesmal nicht, sondern fahre mit einem Freund im Auto. Also zwei Tage Reise statt 6 Stunden. Vor dem Termin in Löwen (d.h. am 13, 14 und 15. November) will ich auch nach Moresnet und Banneux pilgern. Wer mitkommen will, möge sich kurzfristig melden. Und falls die Ärzte in Löwen am 16. November zu dem Schluss kämen, dass der Tumor gar nicht so bösartig ist wie die Biopsie vom 21. September belegt, dann hätten wir ein weiteres wissenschaftlich belegtes Heilungswunder. Es gibt deren laut Aleteia allein in Lourdes schon 69. Wobei es stimmt, dass Aleteia als Quelle nicht wirklich neutral ist. Wobei ich denke, dass es sowieso keine neutrale Institution gibt. Auch die WHO oder Wikipedia sind nicht neutral. Ich mache also eine private Wallfahrt statt dem Rat der Tallinner Ärzte blind zu folgen. Und am 16. November ist also mein nächster Stichtag. Bis dahin hoffe und bete ich, das ein Wunder geschieht. Wissenschaftlich betrachtet vergeude ich Zeit und Geld, aber den Versuch ist es mir wert.

Wo wir schon bei Wundern sind: Ich hoffe noch auf ein zweites. Der Magenkrebs erinnert uns an etwas, das meine Kunden und ich schon lange wissen: wenn ich morgen stürbe, dann hätten sie ein Problem. Sharif (in Bangladesh) und Hannes (in Estland) wären zwar technisch fähig, die Kunden weiter zu bedienen, aber wer würde die Problemmeldungen der Kunden verstehen und an Sharif und Hannes verteilen? Wer würde Rechnungen schreiben, Löhne zahlen und die Buchhaltung machen? Ly ist nicht der Typ dafür, sie würde Rumma & Ko (unsere PGmbH) wahrscheinlich liquidieren lassen, dabei würde das Autorenrecht bestenfalls an den Meistbietenden verkauft, der dann wahrscheinlich auf ein proprietäres Vertriebsmodell umsteigen würde. Um das zu verhindern, müsste noch vor meinem Tod eine VoG gegründet werden, die die Geschäftsaktivität von Rumma & Ko übernimmt. Dazu braucht es einen Menschen, der sich dafür interessiert, was unsere Kunden so machen und wie TIM bzw Lino ihnen dabei helfen. Dieser Mensch sollte auch fähig sein, anderen Leuten von Lino oder TIM zu erzählen, so dass sich neue Kunden finden. Er sollte in Ostbelgien leben und mit ein paar andere Leuten in einem Verwaltungsrat zusammen arbeiten. Lino und TIM brauchen einen Geschäftsführer-Kundenbetreuer (m/w). Das Wunder bei all dem wäre der Lohn für diesen Menschen. Ich wüsste momentan nicht, woher der kommen soll. Also die Lösung wird offenbar ganz anders als ich sie mir vorstelle. Ein klarer Fall für Gebet.

Uns selber geht es derweil gut. Ich hadere nicht mit dem Schicksal, sondern finde das alles eher interessant. Ly bereitet ihren ersten eigenen Keramikkurs vor. Vier Schüler sind eingeschrieben. Der Kurs findet in einem Atelier statt, dessen Räumlichkeiten sich in der historischen Stadtmauer von Tallinn befinden. Iiris findet Mathe momentan weniger faszinierend als Fan-Fiction, aber insgesamt scheint das Leben erträglich. Mari hat in Eupen offenbar wenig Langeweile. Gestern war sie mit ihrer Tante Anne und ihrem Onkel Bruno am Grab ihres Onkels Patrick und ihres Großvaters.

Luc