Pappmaché, Sprachlosigkeit und Ziele

Samstag, 11. Februar 2023

Hallo Freunde,

meine Krebsbehandlung ist zur Zeit langweilig. Ich befolge sorgsam die Anweisungen der Ärzte, die vor allem sagen, dass ich genug essen muss. Hier tu ich das (links) „bei der Inge“ zusammen mit einem Freund aus alten Pfadfinderzeiten und (rechts) in Leuven vor Betreten des Krankenhauses.

Nach der vierten Chemotherapie merkte ich schon etwas mehr Nebenwirkungen. Zum Beispiel habe ich einmal in einer einzigen Nacht 3 Liter Urin produziert, jede Stunde musste ich mal. Mein Körper arbeitete also auf Hochtouren, um die starken Chemikalien wieder loszuwerden. Vielleicht lerne ich durch das häufige nächtliche Pinkelnmüssen, nachts durchzuschlafen. Seit einigen Tagen ist es beim Essen nicht mehr so, dass manche Dinge ekelhaft schmecken, sondern dass alle Speisen gleich schmecken, und zwar wie Pappmaché. Ich freu mich schon darauf, wenn das wieder vorbei ist. Der nächste Meilenstein ist am kommenden Dienstag, dem Valentinstag. Dann machen sie in Leuven ein Bild von meinem Magen (genauer gesagt einen PET-Scan), und noch am gleichen Abend planen sie ihre nächsten Operationen. Kann also sein, dass ich über Karneval operiert werde. Alaaf!

Nach Karneval werden Ly und die Kinder für eine Woche zu Besuch kommen. Vom 24. Februar bis zum 3. März. Ich hoffe natürlich, dass ich nicht gerade dann operiert werde.

Meiner Mutter geht es leider weniger gut als mir. In der Nacht zum 29. Januar hat sie einen Schlaganfall bekommen und redet seitdem nur noch Kauderwelsch. Aphasie nennt man das. Anfangs glaubten die Ärzte im Eupener Krankenhaus, dass es eine Nebenwirkung des Parkinson-Medikaments sei. Mir kam diese Diagnose sogleich unwahrscheinlich vor, weil es so plötzlich geschehen war. Am Abend zuvor hatte sie noch mit einer 92-jährigen Freundin telefoniert und überhaupt nicht wirr geredet. Hier sieht man sie (links) zwei Tage vor dem Schlag und (rechts) zwei Tage danach.

Seit gestern Morgen ist sie wieder im Josephsheim. Ich hatte schon am Mittwochmittag gespürt und gesagt, dass sie keine medizinische Überwachung mehr braucht sondern zurück in die Welt von vor ihrem Hirnschlag müsse. Am Donnerstag hatte der Arzt seinen Segen erteilt und hinzugefügt, dass wir allerdings frühestens nächste Woche einen Transport kriegen würden. Daraufhin meinte ich, dass mein Bruder und ich das auch privat schaffen. Und mein Bruder fand das auch. Vom Rollstuhl ins Auto und umgekehrt war ein bisschen unprofessionell, ansonsten hat die Aktion perfekt geklappt. Im Josephsheim war sofort klar, dass der Umzug für sie das einzig Richtige war. Sie kommuniziert schon wieder, aber eben ohne Worte. Sie scheint noch nicht bereit für die Abreise in die Ewigkeit. Ihren Humor hat sie nicht verloren. Ihre Glieder sind noch relativ unbrauchbar und ich weiß nicht, ob das vom Parkinson oder vom Hirnschlag kommt. Hoffen wir, dass es ihr wie dem Zacharias geht (siehe Lukas 1,5-25 und 1,57-79).

Zwischen all diesen Erlebnissen spüre ich, wie Gott am zweiten Wunder arbeitet. Hier nehmen sich zwei hochkarätige Wirtschaftsexperten einen Abend Zeit, um herauszufinden, was ich eigentlich will:

Was ich eigentlich will, das werde ich vielleicht nie klar formuliert kriegen, aber mir scheint, dass Gottes Plan ungefähr wie folgt aussieht: Zwei meiner Freunde (m/w), um die Dreißig, werden besagte V.o.G. gründen und die Leitung übernehmen. Rumma & Ko wird danach als Subunternehmer für die V.o.G. arbeiten. Ein anderer Freund wird die Buchhaltung der V.o.G. übernehmen, und ein dritter Freund wird von der Wallonischen Region zum Koordinator eines Projekts „Migration vers les logiciels libres“ ernannt und (unter anderem) mehrere ÖSHZ in der Wallonie mit einem Lino versorgen. Aber wie gesagt: mir scheint, dass Gottes Plan ungefähr so aussieht. Inschallah!

Danke fürs Lesen und Mitbeten. Liebe Grüße aus Nispert sendet

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.