Pilgerfahrt (Teil 1)

Sonntag, 13. November 2022

Hallo Freunde,

hier ein erster Bericht von meiner Pilgerreise, bei der ich wie angekündigt um zwei Wunder bete.

Am Freitag und Samstag sind Jean-Marie und ich in 27 Fahrstunden die 2100 Km von Jädivere (Estland) bis Eupen gefahren. Übernachtet haben wir auf halber Strecke in einem Motel in Polen.

Jean-Marie saß die ganze Zeit am Steuer. Er fährt die Strecke seit 20 Jahren und ist gewohnt, allein zu fahren. Als ich ihm erzählte, dass ich bei längeren Fahrten alle 2 Stunden eine kurze Pause machte, meinte er „Aber ich bin ein Flame, ich habe einen harten Kopf“. In Deutschland haben wir nur ein einziges Mal angehalten. Ein anderes Mal sagte er „Wenn die Gesetze, die für LKW-Fahrer gelten, auch für uns zählten, dann müsste ich zweimal statt einmal übernachten um von Estland nach Belgien zu kommen.“

Fotos von links nach rechts: Vor der Abfahrt in Jädivere / Der Rosenkranz am Rückspiegel / Hotelzimmer für zwei / Tanken in Polen.

Den Jean-Marie habe ich erst vor einem halben Jahr kennengelernt. Außer unserer Nationalität verbinden uns zwei recht schicksalhafte Faktoren: wir sind beide mit einer Estin verheiratet und wohnen beide in Vigala. Am erstauntesten aber waren wir, als wir entdeckten, dass wir schon gemeinsam gesungen hatten: Im Jahr 1991 hatte mein damaliger Gesanglehrer Walter Meessen in Eupen anlässlich des 200. Todestags von W.A. Mozart eine Aufführung mit Auszügen aus seinen größten Werken gemacht. Ich hatte damals im Chor mitgesungen. Und die Bass-Solos (ich erinnere mich noch an den Zarastro in der Zauberflöte und den den Commendatore im Don Giovanni)– sang damals ebenjener Mann, neben dem ich jetzt zwei Tage lang im Auto gesessen habe.

Ihr könnt euch also denken, dass wir während der Fahrt keine Langeweile hatten. Wir sprachen neben den möglichen Ursachen für meinen Magenkrebs über die Freimaurer und die Katharer, über die Tueurs du Brabant, Marc Dutroux und seine Frau, über das Buch La Vie des maîtres, über die Georgia Guidestones, über das ITER-Projekt und natürlich über meine Pläne zur Rettung der Welt.

Am Samstag um 19.30 Uhr kamen wir in Eupen an. Gesundheitlich habe ich übrigens keine Beschwerden, lediglich die Symptome, an die ich mich schon gewöhnt habe: mein Magen meldet oft, dass er voll ist, obschon er leer ist, und manchmal bleibt mir das Essen in der Speiseröhre stecken. Überrascht war ich, dass mein erstes Eupener Brötchen ganz glatt runterrutschte.

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.