Ende des Kommunionstreiks

Sonntag, 21. Januar 2024

Ich habe meinen „Kommunionstreik“ beendet. Der beruhte nämlich auf einem Denkfehler, und den habe ich jetzt eingesehen: an der Eucharistie teilzunehmen bedeutet eben nicht, dass man mit allen Lehren der organisierenden Institution einverstanden ist. Genauer gesagt habe ich das gestern eingesehen, und heute bin ich dann zum ersten Mal wieder kommunizieren gegangen.

Die rein geistige Kommunion hat mir während der letzten Monate geholfen, mit der Kirche in Gemeinschaft zu bleiben, aber auf die Dauer reicht das nicht aus. Das Wichtige an der Eucharistiefeier ist, dass sie –zumindest theoretisch– ein einzigartiges soziales Netzwerk aufbaut, das alle Menschen einbezieht. Kirche ist also fundamental anders als ein Sportklub, ein Chor oder eine Partei. In solchen Gruppen triffst du Menschen, die besagtes Interesse mit dir teilen. Du bleibst in deiner Blase. Durch die Eucharistie kommst du mit Leuten zusammen, die du ansonsten niemals treffen würdest. So eine Übung habe ich noch nirgendwo sonst gefunden.

Ich denke und sage weiterhin, dass besagter Hirtenbrief kontraproduktiver Unsinn ist. Aber auch hier habe ich eine Meinung revidiert: man darf ihn getrost einfach ignorieren. Die Webseite des EKN liest eh kein normaler Mensch.

Aber selbst der EKN mit seinen dummen Standpunkten und Erklärungen ist ein Teil der Kirche. Damit muss ich mich abfinden. Diese Versöhnung ist leicht, wenn ich bedenke, dass ich nicht weniger Dummheiten schreibe als der EKN. Die Kirche in Estland muss nun mal ohne staatliche Fördergelder auskommen. Geradezu logisch, dass die von ihr produzierten Texte Amateurniveau haben. Deshalb ist sie noch lange keine „Unkirche“ (wie ich noch vor zwei Wochen schrieb).

Interessant zu vermerken, dass meine Entwicklung vom Streik zur Versöhnung zeitlich genau in den beiden Wochen passierte, in denen die drei Brüder aus Taiźe in Estland waren.

Nachtrag 2024-02-12: Auch folgender Gedankengang hatte mir geholfen: Egal ob „Streik“ oder „Verzicht“, ich tue das doch, um der Kirche zu helfen. Ich hoffe also naiverweise noch immer, dass ich durch meine Aktion etwas bewegen würde! Ich habe es also noch immer nicht aufgegeben, diesen Karren aus dem Dreck ziehen zu wollen! Immer noch verschenke ich meine Zeit und Energie an eine Institution, die meine Arbeit nicht wertschätzt! Schluss damit!