Meine Familie

In diesem Artikel sammle ich biographische Informationen über meine Familie.

Herman Saffre (1933-2016)

Mein Vater, Herman Saffre, wurde am 21. Juli 1933 in Basècles geboren. Er starb am 26. Oktober 2016 im Alter von 83 Jahren in Eupen. Die letzten Monate seines Lebens war er ein pflegebdürftiger aber liebenswerter alter Greis, still und zufrieden mit sich und der Welt.

Er war einziges Kind des Steinmetzes Marcel Saffre und dessen Frau Marie-Thérèse Deswysen.

Als Hitler 1940 Belgien annektierte, war er ein kleiner Junge.

Je me souviens du soldat allemand dans notre jardin pendant la guerre, une sentinelle allemande qui montait la garde toute la journée. En plein soleil. Il était tout content qu’on lui emmenait de l’eau froide de temps en temps. Mon père travaillait alors chez H., un fabricant et vendeur de cheminées dans le sud de Bruxelles où il allait en train. (Gesprächsnotiz April 2016)

Noch während des Krieges entstand in Basècles eine Patro-Gruppe, bei der mein Vater von Anfang an dabei war.

Nach dem Krieg, mit 12 Jahren, fuhr er täglich zum collège in Tournai. Mit 18 Jahren begann er sein Ingenieurstudium in Mons.

En novembre 1987, la FN se voit obligée par des „fortes contraintes économiques“ d’accorder „de nombreuses prépensions“, dont Herman faisait partie.

Après sa pension il s’engageait dans pas mal de projets: il aidait à la bibliothèque paroissiale St-Nicolas d’Eupen, il s’engagait dans l’asbl 3R à Welkenraedt, il participait au KNEP (Kommunaler Entwicklungsplan).

Il continuait également à travailler en consultant indépendant sous le nom InforMec.

Il organisait des rencontres pour les Anciens de Saint Luc de Mons (par exemple en avril 1987)

Ses hobbys personnels étaient la reliure et la généalogie.

En octobre 1993 il a fait son brevet de guide nature, surtout pour avoir le droit de faire des promenades dans les Fagnes.

Il était lecteur, membre du groupe d’animation pastorale (GAP) et chantait dans la chorale (de 1996 à 2013) de la communauté Ste Marie d’Eupen.

Wilhelm Berg (-1965)

../_images/0022.jpg

Wilhelm Berg, der Vater meiner Mutter, hatte schon vor dem Krieg für die pro-deutsche Eupener Zeitung gearbeitet. Hier sieht man ihn dort im Büro sitzen (Foto N. Hartmann).

../_images/img_2236.jpg

Ich habe ihn nicht persönlich gekannt. Er starb schon recht früh, am 11.02.1965 im Alter von 59 Jahren, an einem Herzversagen. Hier ein Foto von ihm, das bei meiner Oma auf dem Wohnzimmerschrank stand.

Anfang Dezember 1940, also einige Monate nach Beginn der deutschen Besatzung, übernahm er sogar deren Gesamtleitung als Nachfolger von Gustav Tilgenkamp. Die Richtung der Zeitung war lokal heimattreu, aber nicht nationalsozialistisch. Zum Beispiel druckte er trotz Hitlers Verbot weiterhin die Gottesdienstordnungen, weshalb er sich einmal in Berlin verteidigen musste. 1944 wurde er trotzdem von belgischer Seite verhaftet wegen Verdacht auf Deutschlandtreue. Man warf ihm z.B. vor, dass er als Intellektueller während der Besatzungszeit nicht vor dem Naziregime geflüchtet sei. Oder dass er einen Artikel von einem Herrn Geukens veröffentlicht hatte, in dem erklärt wurde, dass der Ortsname Dolhain von „Tal am Hain“ komme (also deutschen Ursprungs sei). Das Eigentum der Zeitung wurde beschlagnahmt und verkauft. Sechs Jahre lang verbrachte mein Opa nun in Gefangenschaft. Seine Karriere war zerstört, seine Frau und drei Kinder mussten sechs Jahre lang ohne ihn auskommen. Und das alles, weil er öffentlich für seine Überzeugungen eingetreten war.

Grete Saffre-Berg (1934-2023)

Meine Mutter, Grete Berg, wurde am 4. August 1934 in Eupen geboren, und zwar in eine Familie, die in der Zeit zwischen den Weltkriegen nicht gerade pro-belgisch gewesen war.

Als meine Mutter 10 Jahre alt war, wurde ihr Vater verhaftet und 6 Jahre in belgischen Internierungslagern und Gefängnissen untersucht, ob er –möglicherweise– nicht belgisch genug gewesen war (siehe Wilhelm Berg (-1965)). Weil die „Sûreté“ direkt unter ihrer Wohung in der (Aachener Straße 9) ein Büro betrieb, erlebten sie den teilweise grausamen Umgang der belgischen Polizeibeamten mit verdächtigen Personen hautnah mit. Als sie etwa 11 Jahre alt war und als „Engelchen“ bei einem Empfang des Bischofs ein Gedicht vorlesen sollte, konnte sie dies nicht, weil sie unter den Zuhörern einen der besonders grausam tüchtigen Polizeibeamten erkannt hatte. Noch mit 20 sagte sie „Niemals werde ich einen Wallonen heiraten“.

Und dann kam es eben doch ganz anders. Mit 30 Jahren (1964) heiratete sie meinen Vater, einen Belgier aus der tiefsten Wallonie.

Die Antipathie zwischen den beiden Volksgruppen war gegenseitig. Auch die Eltern meines Vaters hatten es nicht leicht als sie hörten, dass ihr Sohn eine boche heiraten wollte. Meine Oma soll damals in Basècles erzählt haben „Notre fils a enfin une amie, mais malheureusement c’est une boche“.

Wie war es bloß dazu gekommen?

Marie-Louise van den Bossche, ein flämisches Waisenmädchen, hatte nach dem Krieg am Eupener Heidberg als Mathematiklehrerin zu arbeiten begonnen. Meine Mutter war Schülerin bei ihr von der Sexta bis zur Quarta. Fräulein van den Bossche hat sich während dieser Zeit oft um meine Mutter bemüht und sie unterstützt. Irgendwann hat sie den Spitznamen „Liebe Miss“ bekommen.

Auch nach der Schule blieben meine Mutter und Liebe Miss in freundschaftlicher Beziehung. Meine Mutter half ihr immer beim Schreiben der Zeugnisse. Liebe Miss, die selber keine Familie hatte, fuhr auch regelmäßig nach Basècles, wo sie Mitglied des Kirchenfabrikrats war und ehrenamtlich die Buchführung erledigte. Im Sommer 1956(?) lud sie meine Mutter ein, mit ihr nach Basècles zu fahren, um an einem Ausflug der dortigen Landfrauen teilzunehmen. Der Ausflug fiel dann aber wegen Regens kurzfristig aus, und meine Mutter musste den Tag in der Dorfbibliothek von Basècles verbringen. Und dort half mein Vater gelegentlich ehrenamtlich.

Als sie kuramierten, fuhr mein Vater regelmäßig mit dem Motorrad die 200 Km von Mons nach Eupen und zurück.

Nach der Hochzeit haben die beiden einige Jahre lang in Hasselt gewohnt, als meine Mutter dort arbeitete.

Nachtrag. Im Juni 2021 meldete sich eine Frau aus Flandern bei mir, deren Vater Léon in jungen Jahren eine Zeitlang mit meiner Mutter kuramiert hatte. Diese Liebesgeschichte endete, weil der Vater von Léon strenger war als die Eltern meines Vaters. Léons Vater verbot seinem Sohn, weiter mit meiner Mutter zu kommunizieren. Und der Sohn gehorchte schweren Herzens. 60 Jahre später, im März 2022, meine Mutter schon seit Jahren mit Parkinson im Altenheim, Léon seit langem Witwer und 3 Thrombosen hinter sich, trafen sich die beiden wieder.

Also meine Mutter, die noch als Kind unter den Spannungen zwischen deutschem und belgischem Volk gelitten hat, hatte nicht nur einen Wallonen geheiratet, sondern davor versucht, einen Flamen zu heiraten. So ein As!

Patrick Saffre (1967-2003)

Mein älterer Bruder Patrick Saffre wurde am 19. Juni 1967 in Eupen geboren und starb ebenda am 3. Januar 2003 im Alter von 35 Jahren. Er nahm sich zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Martina Heyer das Leben.

In den letzten Jahren seines Lebens nahm er nichts anderes mehr ernst als die „schnellstmögliche Verwirklichung des Weltfriedens“. Leider wandten sich alle, die versuchten, ihn zu verstehen, nach einiger Zeit enttäuscht wieder ab: zu unrealistisch und abstrakt waren seine Ideen. Freilich waren interessante Ansätze zum Nachdenken dabei, aber wer nach konkreteren Erklärungen fragte oder gar Verbesserungsvorschläge machte, der stieß auf Granit. Seit ungefähr seinem 20. Lebensjahr rauchte er regelmäßig Haschisch. Ich vermute, das sich dadurch sein Charakter im Laufe der Jahre verändert hat. Es mangelte ihm an der Fähigkeit, seine Ideen mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Dazu fehlte ihm die Geduld und Bescheidenheit.