Ja zur Kirche

Mittwoch, 28. August 2024

Mein Abschiedsbrief an die kirchlichen Institutionen.

Ja, ich glaube an die (ideale) Kirche als die weltweite Gemeinschaft aller Menschen, die der Frohen Botschaft vom Reich Gottes folgen, die durch Jesus Christus offenbart worden ist.

Ich glaube, dass die Römisch-Katholische Kirche am nächsten dran ist an diesem Ideal. Sie hat aber einige Bugs, die behoben werden sollten. Ich halte folgende Änderungen für längst überfällig:

  • Unterscheidung der drei Ämter „Priester“, „Apostel“ und „Seelsorger“. Apostel sind die leitenden Entscheidungsträger („Hirten“) und die einzigen, die unverheiratet und kinderlos sein müssen. Priester leiten Gottesdienste, Messen und andere Gebetsversammlungen. Seelsorger hören die Beichte und erteilen Absolution.

  • Gleichberechtigung der Frau. Alle Ämter können unabhängig des Geschlechts wahrgenommen werden.

  • Klare Distanzierung von Irrlehren. Zum Beispiel dass ein Papst vermeidbar sei, dass die Bibel als Gesetzbuch verstanden werden dürfe, dass Priester außergewöhnliche Menschen seien, oder dass Homosexualität Sünde sei.

  • Offenlegung der Kirchenlehren. Die Gesamtheit der kirchlichen Lehren muss wie freie Software entwickelt, veröffentlicht und gewartet werden. Mit den gleichen Werkzeugen und Methoden, die bei der Entwicklung freier Software verwendet werden. Versionskontrolle, öffentliche Diskussion und Historie.

Die Behebung dieser Bugs ist zwingend nötig, weil sie die Kirche bei der Erfüllung ihrer Aufgabe behindern.

Die oberste Aufgabe der Kirche ist es, allen Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden. An dieser Aufgabe versagt die Kirche in modernen Kulturen momentan fast völlig. Weil sie dort nicht mehr erst genommen wird. Leute mit gesundem Menschenverstand können die Kirche nicht mehr ernst nehmen, weil sie stellenweise Unsinn redet.

Die Behebung dieser Bugs ist nicht nur zwingend sondern auch dringend nötig. Weil die Menschheit dabei ist, mit voller Wucht gegen die Wand zu fahren. Demokratieverfall, Versklavung, Kriege, Umweltverschmutzung, Klimawandel, …

Liebe Freunde, die ihr euch noch in einer kirchlichcen Institution engagiert!

Der Sinn des Lebens besteht darin, Gott zu loben und Zeugnis für das Evangelium abzulegen. So zumindest meine persönliche Formulierung. Bisher glaubte ich, dass die vielen sichtbaren kirchlichen Institutionen irgendwie Teil der heiligen (idealen) Kirche sein müssen, auch wenn ich nicht immer mit allen Details einverstanden bin. Aber man erkennt einen Baum an seinen Früchten. Die Früchte einer kirchlichen Institution sind ihre Lehren. Also das, was sie in der Öffentlichkeit sagt und zeigt. Nicht in allem, wo „Kirche“ drauf steht, ist auch Kirche drin. Nicht alles, was „Herr Jesus“ ruft, tut auch den Willen Gottes.

Ich habe mich in Estland 20 Jahre lang mit ganzem Herzen für die katholische und lutherische Kirche engagiert, habe mit euch versucht, den großen Karren aus dem tiefen Graben zu ziehen. Wenn ich mit dieser Arbeit meine Familie ernähren könnte, dann würde ich jetzt anders reden. Aber seit Anfang März 2024 (sh. Immer mit der Ruhe) kann oder will ich meine Zeit nicht mehr mit unnützen Aktivitäten vergeuden. Ob eine Aktivität nützlich ist, zeigt Gott mir durch Menschen, die meine Arbeit wertschätzen. Wertschätzung für meine Arbeit erfahre ich gelegentlich von Einzelpersonen, aber kaum durch kirchliche Institutionen.

Weil ich Softwareentwicklung und nicht Theologie gelernt habe, lobe ich Gott fortan, indem ich Software schreibe. Nicht, indem ich mich in leere Hallen setze und singe.

Und jetzt bin ich des Redens müde.