Ich werde entlassen

Mittwoch, 15. März 2023

Hallo Freunde,

heute um 15 Uhr ziehe ich wieder zurück vom Gasthuisberg nach Nispert. Einige Wochen lang werde ich dann noch behindert sein: nachts muss ich mir einen Baxter neben das Bett stellen, der mir einen Nahrungsbrei in den Darm rein pumpt durch einen kleinen Schlauch, der aus meinem Bauch raus kommt.

Und täglich muss ein Profi mal nach meiner Operationswunde schauen. Die Narbe ist scheinbar 40 cm lang und reicht vom Rücken zum Brustbein. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber die ist sozusagen ein sichtbares und bleibendes Andenken an mein Abenteuer hier. Ich vermute, dass Tätowierungen im Grunde aus dem gleichen Grunde so beliebt sind: ein Privateigentum, das mir niemand nehmen kann und an dem andere mich erkennen können.

Kulinarische Freuden

Gestern abend gab es Spaghetti Bolognese. Das erste „richtige“ Essen seit der OP. Das war vielleicht ein kulinarisches Fest! Aber natürlich viel kürzer als gewohnt. Schon nach einer Kinderportion legte ich zufrieden seufzend die Gabel wieder hin. Etwas später nochmal ein paar Bissen „zum Abgewöhnen“, wie nach einem guten Essen mit Freunden, und die zur Bestätigung das Gefühl, dass ich proppesatt bin und den Rest leider stehen lassen muss. Naja, mein Magen hat jetzt nur noch ein Drittel seiner vorigen Größe. Also das gleiche Glücksgefühl mit einem Drittel des Aufwands!

Wobei die Spaghetti nicht das erste kulinarische Fest seit meiner OP waren. Noch festlicher und noch sehnlicher erwartet war mein erster Pudding am vergangenen Sonntag gewesen! „Das war der leckerste Pudding meines Lebens!“ sagte ich anschließend zum dem Krankenpfleger, der mir den organisiert hatte.

Ich sage „organisiert“, denn der Arzt hatte mir gesagt, dass ich frühestens morgen früh meinen ersten Joghurt bekommen sollte. Aber der Krankenpfleger arbeitet seit 37 Jahren hier und sagte, dass dieser Arzt ein Lungenarzt ist und dass mein Körper jetzt Nahrung braucht.

Also nichts gegen Pudding, wenn ich bitten darf! Vier der leeren Plastibecherchen habe ich mir sogar gespült, um sie als Andenken mitzunehmen. Aber es stimmt, so vergänglich sind unsere irdischen Freuden: nach zwei Tagen mit Pudding, Joghurt, Suppe und Milchshakes habe ich heute sogar den Pudding vom Frühstück zurück gehen lassen.

Sobald ich wieder auf dem Damm bin, muss ich dann noch den zweiten Teil meiner Chemotherapie absolvieren. Und der schlägt erfahrungsgemäß härter zu als der erste.

Wie es weitergehen wird

Laut Vertrag mit der SOS-Hilfe bin ich noch bis Ende Mai in Belgien. Danach will ich so schnell wie möglich wieder de facto nach Estland zurück ziehen. Vielleicht kann ich sogar schon meinen 55. Geburtstag in Estland feiern? Aber vorsichtshalber erwäge ich momentan, noch so lange wie möglich in Belgien krankenversichert zu bleiben. Vielleicht sogar bis zu meiner Pension. Deshalb hoffe ich jetzt einen Arbeitgeber in Belgien zu finden, der mir Arbeit sinnvolle zu bieten hat, die ich auch von zu Hause aus machen kann mit gelegentlichen Reisen nach Belgien.

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.