Antibiotikum gegen Schlafmangel?

Sonntag, 15. Januar 2023

Hallo Freunde,

nach 12 Tagen im Eupener Krankenhaus bin ich seit gestern wieder in Nispert. Noch etwas wackelig auf den Beinen und unter Antibiotikum, aber offiziell gesund und im Herzen munter.

Sozial betrachtet war der „Ausflug“ bereichernd. Zwei Zimmernachbarn wurden zu Freunden. Mehrere alte Freunde kamen mich besuchen. Sogar meine Mutter kam mich besuchen, obwohl sie dazu halb Eupen mobilisieren musste.

Das Eupener Krankenhaus bot mir nicht nur ideale Arbeitsbedingungen, sondern auch ideale Betbedingungen. Ora et labora. In der Kapelle konnte ich Laudes und Vesper singen gehen.

Abgesehen von zwei Wochen Verzögerung wegen dieses Abenteuers geht meine Krebstherapie wie geplant weiter: noch zweimal Chemo, und im Februar ist die Operation geplant. Vor der OP werden sie noch eine Computertomographie machen. Ich hoffe momentan ganz naiv, dass mein Tumor durch die Chemo bis dahin komplett verschwunden und eine Operation gar nicht mehr nötig sein wird.

Aber Sorgen macht mir mein Krebs eigentlich schon lange nicht mehr. Dank unserer Ärzte und Krankenpfleger natürlich, aber auch dank eurer vielen Gebete. Meine größte Sorge ist der Schlafmangel. Im Krankenhaus hatte ich so gute Arbeitsbedingungen und Lino war mal wieder so faszinierend, dass ich noch weniger schlief als ich ohnehin schon tue. Mein Körper benutzt dann irgendwann ein Alarmsignal: ich kriege Fieber. Und zwar aus heiterem Himmel, ohne irgendwelche sonstigen Symptome. Und dank des Fiebers kann ich mir dann auch tatsächlich sagen „Jung, du bist kurz vorm Burnout, jetzt machste mal drei Tage überhaupt nix“. Aber diesmal wachte ich trotzdem ständig auf und schlief nicht wieder ein. Vielleicht wegen des Baxters, der ja doch lästig ist zum Schlafen. Am dritten Tag kam ich endlich auf die Idee, mir eine Schlafpille zu fragen. Davon nahm ich abends eine halbe, schlief sieben Stunden am Stück, und am nächsten Morgen war das Fieber weg. Halleluja!

Ich will nicht verschweigen, dass die Abteilungsärztin nicht an Fieber aus heiterem Himmel glaubt. Für sie hatte ich eine reelle Infektion und ihr Antibiotikum hat eben ein paar Tage gebraucht um zu wirken. Ich bete trotzdem, dass ich lerne, so viel zu schlafen wie mein Körper braucht.

Trotz wackeliger Beine konnte ich heute mit meiner Mutter im Favrunpark 13 eine Abschiedstour durch das Haus machen. Das Haus ist seit Wochen verkauft und seit einigen Tagen quasi leer, wir warten lediglich noch auf den Notar für den definitiven Kaufakt. Zufällig war die angehende Hausherrin gerade da. Die beiden haben sich sogleich gut verstanden. Ich spürte, dass das eigentliche Ziel der Aktion, nämlich Friede im Herzen meiner Mutter (sh. Von Studien, Häusern und Mägen), erreicht ist. Hurra!

Liebe Freunde, zuletzt noch eine Bemerkung: ich bin stolz auf eure Diversität. Eure Reaktionen zu meinen beiden letzten Rundbriefen zeigen ein breites Spektrum an Weltsichten und Meinungen. Im Archiv könnt ihr meine Zusammenfassung eurer Reaktionen lesen:

Mit vielen lieben Grüßen aus Nispert

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.