Fürchte Dich nicht!

Donnerstag, 5. Januar 2023

Hallo Freunde,

zu Beginn des neuen Jahres rufe ich jedem von euch zu: Fürchte Dich nicht! Tu stets einfach nur das, was Gott Dir sagt. Mehr ist nicht nötig. Soweit mein momentanes Rezept zum Glücklichsein und somit mein Wunsch für Dich.

Ich selber liege seit vorgestern glücklich und wohlversorgt im St.-Nikolaus-Hospital in Eupen. Das war nötig, weil der Tumor in meinem Magen begonnen hat, sich in seine Bestandteile aufzulösen und dadurch eine innere Blutung verursachte. Diese Blutung haben zwei Ärzte gestern mit einer Metallklammer verschlossen, so dass ich jetzt wenigstens kein Blut mehr verliere. Demnächst werde ich voraussichtlich nach Löwen transferiert und vielleicht dort schon früher operiert als geplant. Ich bete und hoffe zuversichtlich, dass alles gut geht.

Soweit mein momentaner Gesundheitszustand. Laufende Auskünfte jederzeit unter meiner neuen belgischen Handynummer 0475/368513, aber erwarte bitte keinen Rückruf falls ich gerade nicht abheben kann, dieses Privileg soll meinen Kunden vorbehalten bleiben.

Mag sein, dass es angenehmere Arten gibt, seine Zeit zu verbringen, aber ich für meinen Teil bin zufrieden und dankbar für unser Gesundheitswesen und jeden Menschen, der als Krankenpfleger, Arzt, Blutspender mitgeholfen hat, dass ich noch lebe.

Und ich lebe ja nicht nur irgendwie dahin, sondern habe sogar Kraft, am „zweiten Wunder“ zu arbeiten (siehe Bitte zwei Wunder): am 1. Januar habe ich den Domainnamen synodalsoft.net registriert. „Synodale Software“ wird also der Name der VoG (Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht) sein, die wir gründen wollen. In einem ersten Schritt wird die VoG das Autorenrecht über TIM und Lino als Schenkung erhalten und dadurch die legale Trägerschaft übernehmen. Rumma & Ko wird einziger Lieferant, für die Kunden wird sich lediglich der Absender der Rechnungen und die Kontonummer ändern. Aber juristisch wird dieser Träger im Notfall über das Schicksal von Lino verfügen und jederzeit auch andere Subunternehmer mit Wartung und Weiterentwicklung beauftragen.

„Synodal“ bedeutet „gemeinsam unterwegs“ und ist –so finde ich– ein treffendes Wort für das, was „mein“ Geschäftsmodell ausmacht. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir iterativ vorgehen statt von Anfang an alles wissen zu wollen, dass wir Support nicht fakturieren (weil jede Hilfsanfrage den Wert des Produktes erhöht) oder dass wir Entwickler in ärmeren Ländern unterstützen (wodurch wir weltweite Ungerechtigkeit lindern).

Eine VoG zu gründen macht freilich nur Sinn, wenn zumindest Verwaltungsrat, Sekretariat und Buchhaltung von anderen Leuten als mir übernommen werden. Hier ist der Punkt, wo ich getrost sagen kann, dass ich in dieser Sache mein Bestes getan habe und jetzt nur noch zu beten brauche.

Und wenn Du bis hier gelesen hast, dann hast Du schon mitgebetet! Schreib mir gerne oder ruf mich an, wenn Du irgendwelche Ideen hast. Und ich betone, dass es mir an Lob und Selbstvertrauen nicht fehlt. Vielleicht muss ich eher noch ein Brett vom Kopf genommen kriegen. Ein Freund meinte zum Beispiel „Wer ist denn so doof, eine profitable Aktivität durch eine VoG statt eine GmbH machen zu lassen?“, aber in dieser Frage bin ich weiterhin beratungsresistent.

Liebe Grüße aus dem St.-Nikolaus-Hospital in Eupen sendet
Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.

Nachtrag

Ich bin stolz auf die Diversität meiner Freunde! Hier die drei ersten Reaktionen auf obige Mail:

  1. Nur am Ende bin ich ziemlich „wütend“ geworden, als ich las, dass du eine VoG statt einer GmbH gegründet hast – da gebe ich deinem Freund recht. Denke doch bitte an deine Frau und deine beiden Mädels… Ich frage mich, ob Gott „Dummheiten“ verzeiht ?!?

  2. Ich schätze sehr deine Beratungsresistenz, zumindest in dieser Hinsicht. Weiter so! All power to the synod!

  3. Den zweiten Teil Deiner Mail, bzgl. der Firma, verstehen wir nicht ganz. Macht aber nichts.

Nummer 1 ist der wertvollste Feedback, weil jeder normale Geschäftsmann so reagiert, und die sind immerhin unsere Zielgruppe. Ein paar Nummer 2 sind natürlich auch wichtig, ohne die würde ich womöglich an mir selber verzweifeln. Und wie Nummer 3 reagiert wahrscheinlich die Mehrheit, weil Autorenrecht eben doch ein –für die meisten– sehr uninteressantes Thema ist.

Wenn meine Idee eine Dummheit ist, dann bin ich nicht der einzige Dumme. Beispiele für ähnliche VoGs sind InfoDidac und plat-com.

Wenn ich mein Lebenswerk an andere verschenke, riskiere ich in der Tat, dass diese anderen mich im Stich lassen, wenn ich mal alt und senil bin und kaum Rente kriege weil ich immer für einen Hungerlohn gearbeitet habe. Das könnte man ja im Schenkungsvertrag regeln: „Luc und Ly müssen solange sie leben ihre Mindestbedürfnisse gedeckt kriegen, auch wenn Luc keine Leistung mehr erbringt. Diese Verpflichtung verfällt natürlich, wenn Lino sich als Plopp erweist bzw. die VoG kein Geld mehr damit verdient.“ Allerdings wirft eine solche Klausel scheinbar erhebliche vertragsrechtliche und steuerrechtliche Probleme auf den Tisch.

Zu einer Gründung kann es frühestens kommen, wenn sich ein paar Leute gefunden haben, die meine Überzeugungen teilen und motiviert genug sind, eine VoG notfalls auch ohne mich am Leben zu erhalten. Und eine meiner Überzeugungen ist besonders lästig: SynodalSoft darf für ihre eigene Buchhaltung keine proprietäre Software benutzen, sondern muss zeigen, dass Freie Software langfristig besser ist. Wir brauchen also einen Buchhalter, der Spaß daran hätte, Lino als Alternative für Bob oder Intec kennen zu lernen und mitzuwirken bei der weiteren Entwicklung.

En attendant läuft sowieso alles weiter wie bisher über Lys und meine bestehende GmbH (Rumma & Ko OÜ).

Eines scheint klar: für das zweite Wunder wird Gott sich noch etwas Zeit lassen. Bevor ich die halbe Welt weiter mit meinen unglaublichen Ideen belästige, sollte ich erst mal meine eigene Buchhaltung von TIM nach Lino migrieren. Besser ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach.