Mittwoch, 12. Oktober 2022

Wie gestern angekündigt, bin ich heute vom Krankenhaus angerufen worden und habe den 3. November als Termin für den Beginn meiner Chemotherapie mitgeteilt bekommen. Als ich meinte, dass ich voraussichtlich absagen werde, reagierte sie menschlich und verständnisvoll. Also ich habe drei Wochen Zeit, in Ruhe zu überlegen.

Meine Hausärztin, der ich meinen Plan ebenfalls erzählte, reagierte „mütterlicher“: Eine lange Predigt über Alternativmedizin („buh!“) und Gastrektomie („aah!“). Ich habe einen bösartigen Tumor. Jede Klinik, die mir dazu etwas anderes rät als den Tumor rauszuschneiden, will nur Geld kassieren. Gastrektomie hört sich zunächst erschreckend an, aber ist doch im Grunde gar nicht so schlimm. Es gibt Leute, die sich den Magen freiwillig entfernen lassen (Hier ein Beispiel).

Werde ich denn tatsächlich „Freitod durch Krebs“ wählen? Jeder Arzt würde meinen gestrigen Plan doch so zusammenfassen! Sollte ich nicht vielleicht einfach den bewährten Weg probieren: ein unangenehmes Jahr über sich ergehen lassen und danach noch ein paar Jahrzehnte genießen. Ja, am einfachsten ist es, die Ärzte machen zu lassen. Wer sich sträubt, der verursacht sich selber und anderen am meisten Arbeit.

Gestern war ich noch von Chris Wark beeindruckt („Besiege den Krebs durch vegane Ernährung“), aber heute fiel mir auf, dass der seinen Tumor ja zuerst mal entfernt bekommen hatte. Habe jetzt auch über Quacksalber noch dieses und jenes gelesen.

Gestern noch glaubte ich, fest entschlossen zu sein. Heute würde ich das nicht mehr sagen.

Aber Ly bestätigt mir, dass man einen Krebs auch ohne Operation wieder loswerden kann. Dazu gebe es hinreichend belegte Fälle. Also von Freitod kann hier nicht die Rede sein.

Entweder glaubt man an Wunder, oder man tut es nicht. Wenn Gott noch etwas mit mir vorhat in diesem Leben, dann werde ich so oder so wieder gesund. Dazu braucht Gott keine Ärzte, sondern ich muss lediglich rausfinden, was ich an meinen Lebensstil ändern muss.

Und ich ahne ja schon, was Gott will dass ich ändere. Deshalb gehe ich für einige Tage zu Manfred wohnen. Und wenn ich meine Ahnung bestätigt sehe, dann gehe ich diese Richtung weiter und werde beginnen, „wie Manfred“ zu leben: als Aussteiger aus dem Wirtschaftswahn. Post-growth. Es geht dabei gar nicht um Diäten, sondern um eine nachhaltige Lebensweise, die sich jeder leisten kann. Diesen Weg werde ich teilweise ohne Ly und die Kinder gehen. Wir werden sehen, ob sie mir folgen wollen. Wir werden dann z.B. auch kein Auto mehr haben.