Montag, 15. August 2022

Dieses Wochenende war ich mal wieder ganz in meinem Element: ich habe es geschafft, 40 Taizé-Freunde aus ganz Estland zusammen zu trommeln, um 2 Tage hintereinander zusammen zu leben. Und zwar mittendrin in einem Folk-Festival.

Dieses Folk-Festival mit tausenden von Besuchern findet seit 15 Jahren in Käsmu statt, einem schnuckeligem historischem Dörfchen an der estnischen Nordküste. Ein bisschen wie der Musik-Marathon in Eupen. Dieses Jahr spielte dort zum Beispiel Moonsorrow, eine finnische Pagan-Metal-Band, oder Skyforger, eine lettische Black-Metal-Band, oder H6im eine Folk-Rock-Band aus Setumaa.

Setumaa is eine Landschaft in Südestland und dem „angrenzenden Russland“, wo Seto gesprochen wird, ein Dialekt des Estnischen. Dieses „angrenzende Russland“, Petserimaa genannt, wurde 1920 im Vertrag von Tartu eigentlich Estland zugesprochen, während der Okkupation 1944-1988 aber administrativ vom Rest Estlands getrennt. Bis heute stellt Estland politischen Anspruch auf dieses Gebiet, aber ihr wisst ja, dass Territorialverhandlungen mit Russland nicht einfach sind.

Upps, zurück zum Thema. Seit sieben Jahren stehen im Programm des Festivals auch Gebete im Taizé-Stil mit drin, die in der Kirche von Käsmu stattfinden. Ein weltliches Festival, das auch christliche Gebetsveranstaltungen im Programm hat? Das ist nicht normal. Bestimmt nicht in Estland, und wahrscheinlich auch anderswo nicht. Es ist die Idee des Pastors von Käsmu, Urmas Karileet, der früher Geschäftsmann war und mit den Organisatoren des Festivals gute Beziehung pflegt. Und vor drei Jahren kam Tia, eine Einwohnerin von Käsmu, auf die Idee, mich zu fragen, ob ich mithelfen kommen wolle, dass die Gebete schöner würden. Ich hatte da gerade den „Verein der Taizé Freunde in Estland“ gegründet. Diese Freunde fragte ich, ob sie mir helfen könnten. Und zehn kamen, und im Jahr danach 15, und dieses Jahr dann 40.

Dieses Jahr haben wir sozusagen einen neuen Level erreicht. Wir waren nicht mehr eine Gruppe von ein paar Verrückten um die fünfzig, sondern bestanden fast zur Hälfte aus Kindern und Jugendlichen. Erstmals waren auch Ly und Iiris mit dabei. Mari war voriges Jahr die Jüngste, dieses Jahr wäre sie schon bei den „Alten“, wenn sie nicht noch in Italien wäre. Auch die Diversität hat einen Sprung gemacht. Iiris hatte eine Klassenkameradin mit dabei, ich hatte den zehnjährigen Jungen einer vollkommen kirchenfremden Familie eingeladen,

Die Gebete im Taizé-Stil, die wir morgens und abends hielten, waren das einzige, das uns zusammen hielt.