Sonntag, 15. Oktober 2017¶
Hier in Estland, einem der fortschrittlichsten Länder der Welt was Internetverbindungen und e-government betrifft, laufen seit längerem heftige Diskussionen über die Frage, ob man nicht mal langsam erlauben sollte, dass Homosexuelle als Paar zusammen wohnen dürfen. Also im sozialen Bereich ist Estland eher noch ein Entwicklungsland.
Die lutherische Kirche ist scheinbar offiziell dagegen. Jedenfalls bekam Annika Laats (Pastorin von Risti) vor Kurzem sogleich Zigarren von ihrem Chef Urmas Viilma (Erzbischof der EELK), nachdem sie in einer Talkshow als Befürworterin aufgetreten war.
In einem Artikel der FAZ von 2010 wird schön erklärt, dass die Diskussion unter Lutheranern auf Weltebene in der Tat noch lange nicht beendet ist: Zerreißprobe für die Lutheraner. Ich finde es erstaunlich, dass die eher skandinavischen Esten in dieser Frage so weit weg von den Schweden und Dänen sind.
Wenn ich daraufhin in der innerkirchlichen Zeitschrift „Eesti Kirik“ lese, wie Annikas Kollegen Kristjan Luhamets und Tauno Toompuu aussagen, dass „ein Geistlicher im Amt den Standpunkt der Bibel verkünden müsse und nicht seine persönliche Meinung“, dann fallen mir die Socken aus. Hätten sie „den Standpunkt seiner Kirche“ gesagt, dann wäre alles okay. So aber heißt das ja „Der Standpunkt der Bibel ist eindeutig, und wir kennen ihn“. Wenn Geistliche sich als Polizisten Gottes sehen, dann mache ich mir Sorgen.
„Vaimulik peab oma ametis esitama piibli seisukohti, mitte isiklikke arvamusi, ütlesid vaimulikud Kristjan Luhamets ja Tauno Toompuu ERR-i uudisteportaali otsesaates.“ (eestikirik.ee 06.10.17)