Für Ostern nach Eupen

Mittwoch, 20. Februar 2019.

Hallo Freunde,

Ostern werden wir dieses Jahr in Eupen verbringen. Die Tickets sind gebucht, am Gründonnerstag kommen wir an und bleiben für eine Woche. Am Ostermorgen wollen wir am traditionellen „Jugendkreuzweg“ zum Berg Horeb mitgehen und würden uns natürlich freuen, dabei viele Bekannte zu treffen.

Und am Ostermontag laden wir euch alle ein, an unserem „Offenen Spaziergang“ teilzunehmen. Wir treffen uns voraussichtlich um 13 Uhr am Parkplatz Talsperre, gehen dann zunächst zwei Stunden spazieren und danach eins trinken oder essen (jeder auf eigene Kasse). Ich habe keine Ahnung -und es ist mir momentan auch egal-, ob wir da zu viert oder zu vierzig sein werden. Sagt mir lieber Bescheid, ob ihr teilzunehmen gedenkt, damit ich falls nötig das Restaurant vorwarnen kann.

Eine Bitte an alle : Für Lino suchen wir immer dringender jemanden, der in Ostbelgien wohnt und Freude daran hat, unser Framework näher kennenzulernen und anderen Leuten bei der Benutzung zu helfen. Einen fertigen Finanzierungsplan für die Stelle habe ich noch nicht, aber ich bin optimistisch, dass es nicht am Geld scheitern wird. Könntet ihr die Stellenausschreibung Lino-Anwendungsberater mal lesen und überlegen, ob ihr jemanden kennt, der darauf passt? Danke!

Wie es uns geht? Na über Langeweile kann ich mich nicht beklagen. Ich habe so viel Arbeit mit Lino, dass ich mich genauso gut auch mal einfach hinsetzen kann, um diesen Rundbrief zu schreiben. Und Lino ist ja nur ein kleiner Teil unseres Lebens. Ly arbeitet zur Zeit ganztags als Direktorin und nebenberuflich im Einkauf und der Logistik unserer Familie. Ich hatte in den letzten beiden Wochen zwei Tage frei, um zur Lungenärztin in Tallinn für meine jährliche Asthmakontrolle zu gehen. Iiris trägt jetzt Brackets, und ihre Zahnärztin ist in Pärnu. Unsere Mieterin am Bushof ist ausgezogen und wir wollen die Wohnung renovieren, bevor wir einen neuen Mieter suchen. Wir überlegen, selber vielleicht in eine andere Ecke von Tallinn umzuziehen, damit Iiris nicht mehr so lange zur Schule fahren muss. Maris Schule wird umgebaut, so dass Mari momentan nicht mehr nur eine sondern zehn Minuten Schulweg hat. Mari kann jetzt den Spagat und hat gestern Hugos Notre Dame de Paris zu Ende gelesen. Vorige Woche hat sie nicht an der Demo gegen Präsident Bolsonaros Pläne mit dem Regenwald teilnehmen können, weil in der Schule zeitgleich „Jugend debattiert“ lief. Wenn Ly und ich uns immer wieder hingebungsvoll über die lustigsten Dinge streiten, entwickelt Mari sich immer mehr zur Therapeutin, die uns dabei hilft. Iiris hat hat sich beklagt, dass es in Englisch, Estnisch und Geographie langweilig sei, weil so viele Kinder unaufmerksam seien. Am Donnerstag hat sie ihren ersten öffentlichen Geigeauftritt in der Musikschule. Am Freitag wird sie mit dem Schulchor „Das Land, das ich liebe“ singen beim Festakt anlässlich des Nationalfeiertags. Am Montag war sie mit mir schwimmen, während Mari und Ly zum Theater gingen. Meerschweinchen Tommy nimmt an Gewicht zu und ist noch immer nicht stubenrein, kennt aber in Iirisens Zimmer jede Ecke. Offiziell wohnen Iiris und ich in Vigala, Mari und Ly in Tallinn. Mittwochs habe ich Chorprobe in Märjamaa, Donnerstags Franzsösischunterricht hier in der Berufsschule. Meine Schüler übersetzen zur Zeit das Rezept für Hachis Parmentier, ein Gericht, von dessen Existenz ich nichts ahnte, bis ich es vor zwei Jahren mal mit Georg gemacht und gegessen habe.

Wir haben seit Weihnachten richtig schönen Winter, wie es sich für Estland gehört. Anders als in Belgien bleibt der Schnee hier wochenlang liegen und sieht in der Stadt stellenweise wie Sand aus, wenn er oft genug durch Autoreifen umgegraben wurde. Alle paar Wochen muss jede Anwohnergemeinschaft mal einen kleinen Bagger bestellen, der abends eine Stunde arbeitet, um meterhohe Burgen aus Schneesand am Straßenrand zu bauen.

Zur Zeit taut es und die Schneesandburgen in der Stadt schrumpfen, aber ich bezweifle, dass das lange genug dauert, um auch unsere Dorfstraßen vom Eis zu befreien.

Gestern Mittag bin ich aus Tallinn nach Vigala zurück gekommen und habe en passant in Märjamaa Manfred abgeholt, der heute unsere Apfelbäume beschneidet.

Als Gegenleistung erkläre ich ihm immer mal wieder, was man mit einem Computer so alles tun kann. Nach Feierabend fachsimpeln wir über die Frage, was die Christen falsch machen bei der Verkündigung der Frohen Botschaft. Fast täglich telefoniere ich mit meiner Mutter, die jetzt längst nicht mehr alles auf die Reihe kriegt und es trotzdem nicht lassen kann, all ihren Kindern und deren Familien zu erklären, was sie besser machen könnten. Da bin ich also offenbar nicht weit weg vom Stamm gefallen. Wie es uns geht? Ich weiß nicht, was ihr dazu meint, aber ich finde das gut.

Liebe Grüße auch von Ly, Mari und Iiris sendet

Luc