Der Dreck des Alltags

Dienstag, 15. Januar 2019.

Wir alle erleben täglich irgendwelche unangenehmen Sachen, mit denen wir nicht fertig werden. Wo wir jemand anderem Weh getan haben oder jemand anderer uns. Oder wo wir ein Problem sehen, aber keine Lösung. Schuldgefühl, Ärger, Ohnmacht und wie sie alle heißen. Diese unangenehmen Emotionen sind der anfallende Dreck des Alltags, der sich auf dem Boden unserer Wohnung ansammelt.

Wir alle fegen auch abends immer wieder unsere Wohnung aus und schauen dabei den Dreck des Tages noch mal an. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: entweder in den Mülleimer damit, oder unter den Teppich. Um es in den Mülleimer werfen zu können, müssen wir es loslassen können. Das ist nicht immer möglich. Also unter den Teppich.

Jeder von uns weiß, dass er Dreck unterm Teppich liegen hat, lauter unverarbeitete unangenehme Erlebnisse.

Wenn du jemanden besuchen gehst, dann lass den Teppich auf dem Boden liegen. Der Dreck unter dem Teppich anderer Leute geht dich nichts an.

Jede Begegnung und jedes Gespräch ist ein Besucher, der deine Wohnung betritt. Da kann es passieren, dass ein Staubwölkchen aufwirbelt und dein Besucher die Nase rümpft oder hüstelt. Gib dann nicht dem Besucher die Schuld. Kehre solche Hinweise nicht auch noch unter den Teppich.

Sonst kann es so weit kommen, dass du niemanden mehr in deine Wohnung rein lassen willst, weil der Besucher nichtsahnend quer durch dein Wohnzimmer spaziert, was du selbst dir schon lange abgewöhnt hast, weil dann der Dreck unterm Teppich immer so an den Seiten rausquillt.

Immer wieder mal wird es höchste Zeit zu einem Großputz. Raus mit dem Dreck und den Teppich ausklopfen.

Freilich kann dir niemand vorschreiben, wann und wie oft und wie gründlich du Großputz machst. Das musst du schon selbst abwägen.

Ein guter Freund ist jemand, der dir unter den Teppich schauen darf und dir unverblümt sagen darf, wenn es wieder mal Zeit für einen Großputz ist. Und der dir dann dabei hilft.

Manche Mutter hat die Angewohntheit, jeden Besuch bei ihrem erwachsenen Kind als einen Termin zum Großputz zu verstehen.

Selig die, die mit ihren Eltern wie mit guten Freunden umgehen.