Weihnachtsrede¶
Freitag, 24. Dezember 2021
Hallo Freunde,
gerade rechtzeitig für den Heiligabend habe ich euch eine Weihnachtsrede geschrieben, die könnt ihr zum Beispiel im Kreis eurer Lieben vorlesen, falls es euch langweilig werden sollte. Ihr findet sie auch online unter https://luc.saffre-rumma.net
Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit. Da versuchen wir uns vorzustellen, wie Gott uns besuchen kommt: ein Menschenleben lang aus der Ewigkeit hinein in die Geschichte, aus der unsichtbaren Welt hinein in die sichtbare Welt. Das ist schwer zu erklären, weil es in einer „modernen“ Zivilisation scheinbar dem gesunden Menschenverstand widerspricht.
Aber ich hatte dieses Jahr die Ehre, ein exklusives Interview mit dem Lieben Gott darüber zu führen.
Ich: Wie kamst du eigentlich auf die Idee, selber auf die Erde zu kommen?
Gott: Weil ihr mich ja ständig falsch versteht. Da rede ich euch direkt ins Herz hinein, man könnte meinen, dass das ein zuverlässiger Kommunikationskanal sei, aber was macht ihr? Ihr hört einfach nicht hin! Ab und zu horcht ein Hellseher auf und ahnt was, aber wenn er es dann den anderen erzählt, wird er bestenfalls ausgelacht.
Ich: Ja, was für eine Schande!
Gott: Oh nein, so habe ich das nicht gemeint. Ihr seid keine Schande, ihr seid immerhin die Krone meiner Schöpfung, mein geliebtes Ebenbild. Ich sehe das realistisch: es geht ja gar nicht anders. Ihr habt ja nur ein Leben, ein Herz, ein Gehirn. Natürlich passt die ganze Wahrheit da nicht rein.
Ich: Aber deshalb haben doch eigentlich die Heilige Schrift, oder?
Gott: Heilige Schriften sind auch nur Schriften. Das ist wie mit dem Telefonspiel: ich sage einem von euch was, der schreibt das auf, was er verstanden hat, und der nächste liest das dann und meint, ich hätte das so gesagt. Statt direkt auf mich zu hören. Heilige Schriften nützen nur was, wenn ihr sie richtig benutzt: das sind Beispiele von anderen Menschen, die auf mich gehört haben. Sie zeigt euch, wie ihr auf das hören könnt, was ich euch sage. Aber aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit lasst ihr oft andere darin lesen und hört dann, was die euch sagen. Das geht nie lange gut. Ihr müsst schon jeder selber auf mich hören.
Ich : Und da hast du dir überlegt, mal persönlich zu uns zu kommen, um uns das zu erklären?
Gott: Genau. Indem ich einer von euch wurde. Wenn ich als Mensch aus Fleisch und Blut zu euch rede und nicht als Buch, dann habt ihr es leichter.
Ich: Ja, das hören wir jedes Jahr in der Kirche: Gott ist Mensch geworden. Das ist doch nichts Neues.
Gott: Von wegen! Das ist gerade mal 2000 Jahre alt! Darauf musste man erst mal kommen! Den Coup habe ich Jahrtausende lang vorbereitet und angekündigt. Immanuel, Messias, Gottesknecht und all diese Geschichten. Die Menschen haben richtig lang auf mich warten müssen.
Ich: Zu dumm, dass die Leute dich dann nur 30 Jahre lang haben reden lassen, bevor sie dich ans Kreuz genagelt haben.
Gott: Das war nicht dumm, das musste so sein. Ich kann ja nicht ständig nur als Mensch mit euch herumlaufen. Und es ging ja nicht nur darum, wie ihr mich besser verstehen könnt, sondern um meine Botschaft als solche: die Frohe Botschaft, von der die Engel singen, ist ja: dass ihr weder Sünde noch Tod zu fürchten braucht.
Ich: Aber hättest du das alles nicht ein bisschen erwartungsgemäßer einrichten können? Mit etwas mehr Würde? So wie man es von einem Gott erwartet? In eine renommierte Familie geboren werden statt als uneheliches Kind? Als erfolgreicher Star statt als umstrittener Wanderprediger? Als ein Held im Kampf sterben statt als Verbrecher am Kreuz hingerichttet werden? Dann hätten wir es heute viel leichter, deine Frohe Botschaft zu verkaufen.
Gott: Ihr sollt sie nicht verkaufen, sondern verschenken. Und zwar an die, die sie brauchen: Ausgestoßene, Verlierer, Verbrecher, Einsame, Depressive. Und die gibt es in allen Gesellschaftsschichten.
Ich: Ojemine! Es gibt viel zu tun!
Gott: Das kannst du sagen. Ihr braucht jeden einzelnen.
Ich: Ich glaube, das reicht für meine Freunde dieses Jahr. Hast du zum Abschluss nicht noch einen schnellen Tipp zum Thema Corona, Krieg und Klimawandel? Wie wir mit den aktuellen Sorgen der Welt umgehen sollen?
Gott: Wie gesagt: Liebt die Welt wie sie ist und liebt einander wie ihr seid. Für genauere Anweisungen empfehle ich das Buch „Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ von Papst Franziskus (Fratelli Tutti).
Ich: Gott sei Dank für dieses Gespräch :-)
Gott: Keine Ursache, ihr wisst doch, dass ich jederzeit für jeden erreichbar bin.
Ende der Rede. Ansonsten geht es uns gut. Vielleicht schaffen wir über die Feiertage einen Rundbrief mit Details aus dem Nähkästchen.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen aus Vigala
Iiris, Mari, Ly und Luc