Homosexualität eine Modeerscheinung?

Montag, 3. Juni 2019. Eine Freundin machte mich auf folgenden Artikal im „Spiegel“ aufmerksam: Papst bezeichnet Homosexualität als Modeerscheinung

Also mindestens einen Papst wird es wohl noch dauern, bis die römisch-katholische Kirche auch weibliche oder homosexuelle Priester einsetzen kann.

Aber das ist für mich kein Grund zur Panik.

Bedenkt, welche Wandel in der Weltgeschichte die Kirche schon mitgemacht hat. Vergleiche die Auffassungen der Menschheit des Jahres 400 (als die Bibel kanonisiert wurde) mit unseren heutigen Auffassungen.

Zum Beispiel bezüglich Macht und Demokratie. Damals fand man es normal, dass politische Macht vererbt wird, dass Sklaven ihrem Herrn gehorchen oder dass Gotteslästerer hingerichtet werden. Die Trennung zwischen Staat und Kirche begann etwa ab der Französischen Revolution.

Auch die Ansichten bezüglich Gleichberechtigung von Frau und Mann hat sich stark gewandelt.

Oder die Ansichten darüber, wie unsere Gesellschaft auf „andere“ Leute wie Linkshänder oder Rothaarige reagieren soll, haben sich von Furcht über Toleranz zu Akzeptanz gewandelt.

Auch im sexuellen Bereich haben wir enorme Entwicklungen hinter uns. Pädophilie war damals keineswegs geächtet. Kastraten waren im Barock ganz normal und sogar modern.

Homosexualität war offiziell geächtet und wurde bestenfalls beschämt verschwiegen.

Nein, Homosexualität (genauer gesagt die Frage nach ihrer Akzeptanz) ist so alt wie die Menschheit und somit keine Modeerscheinung. Wohl aber die Aufmerksamkeit, die das Thema momentan hat. Freimütiger Umgang mit Sexualität gehören zur allgemeinen Öffnung der Geister und sind insofern ein Phänomen unserer Zeit. Ich fionde das Thema eher unwichtig neben weltbewegenden Themen wie Klimawandel, Flüchtlingskrise und Wissensmonopolen.

Ich mache mir Sorgen, wenn Politiker und Beamte sich wochenlang mit der Frage beschäftigen, ob Wörter wie „Vater“ und „Mutter“ aus offiziellen Dokumenten verschwinden müssen (*, während Forderungen wie Public Money Public Code in gähnende Löcher aus Gleichgültigkeit fallen.

Akzeptanz von Homosexualität ist auf den ersten Blick kein weltbewegendes Thema, aber für die Betroffen ist es existentiell und somit wichtiger als die grossen politischen Fragen.

Nun ja, die Frage, wer an welchem Problem was als nächstes arbeiten soll, ist nun mal in der Tat nicht einfach. Allein für Lino habe ich zur Zeit 351 Tickets im Status „Offen“ („Problem klar, leg mal los“), 244 im Status „Talk“ („Da müssen wir mal drüber reden“) und 61 im Status „Neu“ (d.h. ich habe mir noch nicht mal Zeit gefunden zu überlegen, wie wichtig sie sind) (*)

Die Dringlichkeit und Wichtigkeit eines Problems hängt von folgenden Faktoren ab (spontane Aufzählung):

  • Wieviele Menschen leiden unter dem Problem? (Wobei „leiden“ freilich objektiv kaum messbar ist)

  • Wieviel Aufwand ist nötig zur Lösung des Problems? (Wobei es sich immer nur um Schätzungen handeln kann)

  • Welche anderen Probleme werden durch die Arbeit an diesem Problem en passant zumindest teilweise mitgelöst?

Wer entscheidet über die Dringlichkeit und Wichtigkeit von Problemen? Na der product owner. Bei Problemen, die die gesamte Menschheit betreffen, wäre das der Liebe Gott…