Montag, 24. Dezember 2018

Am Morgen des Heiligen Abends stolperte ich in den Theologen hinein. Auf dieser Webseite stehen viele Argumente gegen jede Institutionalisierung des Glaubens. Sowohl der Papst als auch Martin Luther kriegen ihr Fett weg.

In der ersten Ausgabe lese ich: Jesus von Nazareth wollte keine äußere Religion mit Pfarrern, Sakramenten, Zeremonien und Kirchen aus Stein. Er sagte: „Das Reich Gottes ist in euch“.

Es stimmt schon: weder Jesus noch Petrus waren Menschen, die sich um Institutionalisierung ihrer Glaubensbotschaft kümmerten. Erst Paulus machte sich Gedanken darüber, wie die vielen Gläubigen sich in der Welt organisieren könnten. Schon diesen Entwicklungsschritt bezeichnet der Theologe als Verfälschung: „Mit Paulus begann jedoch die Verfälschung der Lehre von Jesus und der allmähliche Aufbau einer kirchlich institutionellen Struktur.“ (Nr 5)

Aber was daran nicht unbedingt stimmt, ist die Schlussfolgerung, dass Jesus keine Kirche wollte. Dass er sich darüber keine Gedanken machte, bedeutet nicht, dass er gegen Institutionalisierung war.

Ich sage dazu, dass wir um Institutionalisierung nicht herum kommen. Nicht jeder kann Theologie studieren. Was der „Theologe“ tut, ist letzten Endes auch Institutionalisierung und führt zu den Freikirchen, die aber letzlich auch eine organisatorische Struktur haben, die darüber entscheidet, wie die Bibel zu deuten ist.

All diese Diskussionen sagen mir: Wir müssen unterscheiden lernen zwischen der Frohen Botschaft und der Bibel. Die Frohe Botschaft ist das, was Gott allen Menschen zu sagen hat. Diese Botschaft steht nirgendwo definitiv und vollständig in Menschenworten geschrieben, weder in der Bibel noch im Koran noch in den Sutras.

Als Katholik glaube ich, dass die Bibel und ihre Interpretierung durch den Papst und seine Berater für mich persönlich vollständig ausreicht, um in das Reich Gottes zu gelangen. Dass Lutheraner und Freikirchler ihr Glaubensleben anders strukturieren, finde ich okay. Zumindest solange sie mir nicht das Recht auf Zutritt zum Gottesreich verwehren.