Mittwoch, 6. Mai 2015

Ich las gerade folgenden Artikel auf Zenit: Islamwissenschaftlerin: Distanzierung von Gewalt muss aus der Mitte der islamischen Theologie kommen.

Ja, das Problematische am Islam ist, dass er sich nicht ausdrücklich genug von Gewaltanwendung distanziert.

Nicht dass das Christentum unproblematisch sei. Herbert Schnädelbach analysiert eindrucksvoll „die sieben Geburtsfehler“ in seinem Artikel Der Fluch des Christentums. Ein lesenswerter Artikel. Die sieben fundamentalen Konzeptionsfehler des Christentums laut Schnädelbach sind die Idee der Erbsünde, die Rechtfertigung als blutiger Rechtshandel, den Missionsbefehl, den christliche Antijudaismus, die christliche Eschatologie, der Import des Platonismus und der Umgang mit der historischen Wahrheit.

Ja, das Gute einer Religion geschieht durch Individuen und nicht durch die Institution. Ich glaube aber nicht, dass das nur im Christentum so ist. Weder das Christentum noch irgendeine andere mir bekannte Religion lösen –als Ideologie betrachtet– die wahren Probleme der aufgeklärten informierten Menschheit unserer Zeit.

Im Gegensatz zu Schnädelbach habe ich aber durchaus Hoffnung, dass das Christentum eine gründliche Analyse der eigenen Fehler inklusive entsprechender Klarstellung und Neuordnung sehr wohl überleben wird. Und ich sehe auch Zeichen dafür, dass der Prozess schnon angelaufen ist.

Das Christentum hat mehr zu bieten als das Judentum, und zwar die Idee von der Auferstehung. Dass ein Mensch für unsere Welt sterben kann und dennoch weiterlebt und auf unfassbare Weise weiterhin bei uns ist, das ist ein geniales Bild. Wer es versteht, hat den Tod besiegt.

Was Schnädelbach zu Recht kritisiert, ist ein falsch verstandenes Christentum, das leider immer noch sehr tief in manchen Köpfen sitzt. Ich sage jetzt mal evangelikal, traditionell, pietistisch und Kreationismus. Das sind Glaubensrichtungen, von denen ich mich distanziere.

Ich finde, die Kirche sollte sich endlich aufraffen und diese Altlasten über Bord werfen und klarstellen, dass diese Ideen nicht christlich sind. So eine Serie von Klarstellungen ist freilich keine leichte Aufgabe ist für unsere Theologen. Ich wir müssen ja auch den von Schnädelbach so genannten „psychischen Krüppeln“ wird, deren Inneres von solchen Altlasten durchbort ist, zumindest die Möglichkeit eines Anschlusszuges in die neue Richtung geben.

Also ein Riesenprojekt. Die „neue Weltreligion“ gibt es noch nicht. Aber sie könnte durchaus aus einer der bestehenden Kirchen erwachsen, wenn diese sich „opfert“ und zu „existenzbedrohenden“ Korrekturen an der eigenen „Seele“ bereit ist. Gerade die Idee von der Auferstehung ist es, die die christlichen Kirchen zum hoffnungsvollsten Kandidaten für dieses Opfer macht. Ein Riesenprojekt. Im Alleingang utopisch, und ohne Gottes Hilfe sowieso unmöglich.

Kirche Gewaltlosigkeit