Eine schöne Bescherung

Samstag, 3. Juni 2023

Hallo Freunde,

eine schöne Bescherung: am vergangenen Mittwoch war Amalie nicht der einzige Teilnehmer unter 30 Jahren. Ich muss euch also (siehe Pfingstbrief) noch ein drittes Mal vom Gebet erzählen.

Wir waren diesmal schon zu 18 Personen, das war der bisherige Rekord. 8 Teilnehmer hatte ich noch nie zuvor gesehen. Die waren möglicherweise am vergangenen Sonntag in der Klosterkirche gewesen. Da hatte der Kaplan mir erlaubt, während der Ankündigungen vor dem Schlusssegen meinen Werbespot zu präsentieren. Wir waren auch recht divers: 3 Teilnehmer waren Kinder, 2 Teenager, 4 Afrikaner, 2 Libanesen und 1 Amerikaner. Mit sehr diversen Leuten gemeinsam etwas Sinnvolles machen, das fasziniert mich. Wenn ich alle Freunde zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen hätte, hätte ich eine so diverse Gesellschaft nicht zusammengekriegt. Und Gott zu loben ist ja mindestens so sinnvoll wie meinen Geburtstag zu feiern. Und nach dem Gebet waren wir diesmal schon zu 6 Leuten zum Essen, das ist ein weiterer Rekord. Also ich fand es „supergeil“ (in der Bedeutung, die Friedrich Liechtenstein dem Wort gibt in seinem Lied Der Tourist). Und ich hoffe natürlich, dass diese Indikatoren sich in den kommenden Wochen noch verbessern werden.

Aber jetzt höre ich endlich auf, von Gebeten zu reden. Oh Gott, wenn ein Fußballfan mir drei Rundbriefe hintereinander erzählte, wie toll das letzte Spiel war, dann ginge mir das inzwischen höchstwahrscheinlich auf den Keks!

Aber ich will ja schreiben, wie es mir geht. Damit ich es nicht so oft erzählen muss. Hier ein paar Schnappschüsse.

Am Donnerstag bekam ich meine vierte Dosis Immuntherapie in Löwen. Die kriege ich ja alle zwei Wochen. Mich selber kostet das nur zweimal anderthalb Stunden Zugfahrt und eine Stunde am Baxter, aber die Krankenkasse zahlt jedesmal 2200 € allein für das Medikament (198mg Nivolumab). Und ich merke übrigens nichts davon, Salzwasser hätte den gleichen Effekt.

Diesmal hatte ich gleich zwei weibliche Begleiter bei mir: meine Schwester Anne und Susan aus Süddeutschland. Susan ist eine Amerikanerin, die in Donaueschingen Deutsch und Englisch unterrichtet. Viele ihrer Schüler sind Immigranten. Sie ist in ihrer ersten Urlaubswoche nach Eupen gekommen, weil sie die Tochter einer ehemaligen Kollegin meiner Mutter ist. Meine Mutter hatte sie am Dienstagabend auf den ersten Blick erkannt. In Löwen ging ich mit den beiden zur Feier des Tages belgische Fritten essen, bevor ich zum Krankenhaus ging.

Ja, meiner Mutter geht es leider weiterhin nicht sehr gut. Über vier Monate sind jetzt schon seit ihrem Schlaganfall vergangen. Wir glauben nicht mehr daran, dass sie nochmal wieder reden wird. Sie hält sich zwar tapfer und kommuniziert eben ohne Worte. Hier sieht man sie zwischen ihren besten Freundinnen an einem Samstagnachmittag, als die Patro-Mädchen im Altenpflegeheim Waffeln backen kamen.

Gestern habe ich mich von meinen Kollegen der SOS-Hilfe verabschiedet. Sechs Monate lang habe ich ihnen ein bisschen geholfen bei der Inbetriebnahme zweier neuer Softwareprodukte. Inhaltlich war diese Arbeit für mich geradezu nostalgisch, sie erinnerte mich an die Zeit bei PAC Systems vor 30 Jahren, als ich noch Support für proprietäre Software machte. Vor allem zwischenmenschlich war es eine schöne Zeit. Nach mehr als 20 Jahren asynchronem Home-Office war es mir ein Genuss, noch mal echte Kollegen zu haben. Danke an Christian, Christoph, Dieter, Guido, Josua, Kevin, Margarete, Mathis, Lenny, Nathalie, Nicolas, Patricia, Tamari, Tatevik und Thomas.

Gestern abend hatten Iiris und ich noch mal ein längeres Gespräch. Sie macht ein Projekt für die Schule zum Thema „Als meine Eltern 15 Jahre alt waren“. Da hat sie mich interviewt. Zum Beispiel welche Musik ich hörte. Ich nannte als erstes Pink Floyd und Ougenweide. Und sie fand Ougenweide sogar auf Spotify. „Was war denn damals so der Mainstream?“ fragte sie. Ich übersetzte das in meine Generation nach „Was lief damals so in der Hitparade?“ Dazu fiel mir nur die Neue Deutsche Welle ein, Trio mit „Da da da“ und Kraftwerk mit „Das Model“.

Iiris bat mich auch, Fotos von mir aus dem Jahr 1983 zu finden. Bisher habe ich aber nur 2 Jahre zuvor etwas gefunden: Patricks und meine Firmung (im Mai 1981) und ein Familienfoto von Weihnachten 1981:

Und heute bin ich schon wieder nach Löwen gefahren, diesmal ins Schlaflabor für eine Somnographie. Denn mein Schlafrhythmus ist weiterhin eher asozial. Jetzt sitze ich hier im Bett, bestückt mit einem Dutzend Sensoren, die diese Nacht jede meiner Regungen aufzeichnen. Ob dabei auch nützliche Resultate rauskommen? Da bin ich mal gespannt…

Deshalb kriegt ihr meine Grüße jetzt aus Leuven.

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.