Rello in der Kirche von Velise

Sonntag, 20. Dezember 2015. Gestern haben wir mit Rello wieder in der orthodoxen Johannes-der-Täufer-Kirche von Velise gesungen. Ein halbstündiges Konzert mit mehr Sängern als Zuschauern in einer unbeheizten Kirche. Sozusagen ein Leckerbissen für Eingeweihte. Das Dorf hat nämlich nur ganze 21 Einwohner, und unser Konzert ist eine der wenigen Veranstaltungen, die in dieser Kirche überhaupt noch stattfinden.

Die Sache verlief ähnlich wie voriges Jahr und ist auch für nächstes Jahr wieder geplant, weil alle Beteiligten so begeistert davon sind. Unsere Dirigentin schrieb anschließend: „Die Chemie, die heute zwischen uns entstand, kann man nicht für Geld kaufen. Das ist einmalig. Und ein so wunderbares Piano gibt es einfach nirgendwo sonst.“

Sogar ich, der ich mich schwer tue mit der estnischen Variante von Weihnachten, war begeistert. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein weltlich-kirchenkritischer Chor zehn Lieder mit explizit christlichem Text einstudiert, um sie dann „einfach nur so“ in einer kalten Kirche vortragen zu gehen, und dass Sänger wie Zuschauer dabei auch noch intensive Freude verspüren. Johann Sebastian Bach soll ja gesagt haben „Mit aller Musik soll Gott geehrt und die Menschen erfreut werden. Wenn man Gott mit seiner Musik nicht ehrt, ist die Musik nur ein teuflischer Lärm und Krach.“ Für mich war das Konzert in Velise Musik zum Lobe Gottes. Gott kommt um Weihnachten überraschenderweise eben nicht zu den selbstgerechten Frommen, die brav zur Kirche gehen, sondern direkt zu denen, die ihn brauchen.

Im Anschluss an das Konzert luden Toomas und Anu uns auch wieder zu sich nach Hause zum gemütlichen Jahresabschluss. Rello ist der einzige Chor (den ich kenne), der nach der Sauna noch mal sein komplettes Repertoire durchsingt.