Geschlechtsneutrale Grammatik¶
Wenn ich das so einfach entscheiden könnte, würde ich wahrscheinlich die geschlechtsneutrale Grammatik einführen:
Lasst uns die weiblichen Personal- und Possessivpronomen („sie“, „ihr“ und „ihre“) schon in unserem Kopf über Bord werfen! Lasst uns „er schreibt“ oder „sein Mantel“ oder „seine Tasche“ auch dann sagen und denken, wenn der Täter bzw. Besitzer eine Frau ist. Der Unterschied ist doch fast immer egal.
Die Idee ist natürlich sehr utopisch, denn anders als bei einer Rechschreibreform (z.B. die von 1996) wäre auch die gesprochene Sprache betroffen. Ich glaube also kaum, dass sich das noch zu meinen Lebzeiten durchsetzen wird.
Wieso die weibliche Form rauswerfen und nicht die männliche? Meines Erachtens war patriarchales Denken der Grund, dass eine weibliche Form überhaupt entstanden ist. Wir befreien unsere Grammatik von unnützem Ballast.
Die in letzter Zeit moderne Gendersprache (manche sagen gar „gendersensible Sprache“!) halte ich für einen Schuss ins Knie, weil sie der Gleichstellung der Geschlechter eher schadet als dient. Statt die Geschlechter gleich zu stellen, betont sie den Unterschied noch.
Meine Idee ist offensichtlich dadurch inspiriert, dass es in Estnisch und Finnisch schon immer so gewesen ist. Dort gibt es kein grammatisches Geschlecht. Es ist in unserer Familie vorgekommen, dass meine Töchter (in Estnisch) minutenlang über eine Klassenkameradin redeten, und erst als ich (in Deutsch) fragte „Wo wohnt sie eigentlich?“, kam heraus, dass es sich um einen Jungen handelte. Auch in Türkisch, Ungarisch und einigen asiatischen Sprachen ist das scheinbar so [Quelle].