Über die Ehe¶
„Wenn ich gewusst hätte, wie schwer es ist, verheiratet zu sein, dann hätte ich nicht geheiratet. Zum Glück habe ich es nicht gewusst.“ Diesen Witz mache ich seit über 20 Jahren, um zu sagen, dass man in einer Ehe durchaus immer wieder mal Stress haben darf und deshalb trotzdem nicht unglücklich ist.
Ich verstehe Ehe nicht im juristischen oder kirchlichen Sinne, sondern im Sinne eines gegenseitigen Versprechens. Heiraten heißt für mich, dass zwei Menschen zueinander sagen:
Dich wähle ich jetzt aus, um als Paar bedingungslos zusammenzuhalten für den Rest unseres Lebens. Du kannst dich bis zum möglicherweise bitteren Ende auf mich verlassen. Und wenn ich diese Entscheidung irgendwann mal bereuen sollte, dann bleibe ich trotzdem stur („treu“). Und wenn sich rausstellt, dass wir nicht zueinander passen: so what, dann wohnen wir eben getrennt (man kann auch getrennt lebend zusammenhalten). Du schlägst mich? Du betrinkst dich? Du gehst fremd? Du bist ein Arschloch? So what, dann lass ich mir eben was einfallen, aber mit Lösungsversuchen, die auf Trennung hinaus zielen, vergeude ich gar nicht erst meine Energie. Und wenn ich deswegen durch die Hölle muss, meine Entscheidung halte ich mir heilig, daran rüttle ich nicht.
Einem Freund schrieb ich einmal: Dieses Versprechen ist im Grunde eine Sache zwischen euch beiden. Es gilt auch ohne Zeugen. Aber es ist wahrscheinlich nicht von ungefähr, dass ungefähr alle Kulturen dafür eine Zeremonie haben, in der dieses Versprechen juristisch besiegelt und öffentlich gefeiert wird. Allein schon um falsche Hoffnungen zu vermeiden bei Leuten, die sich eventuell in deinen Partner verlieben ohne zu wissen, dass der schon „vergeben“ ist.