Mari auf Abenteuer

Hallo Freunde,

wieder ist ein Schuljahr vorüber (hier in Estland beginnen die Sommerferien ja schon am 1. Juni), und diesmal enden bei uns gleich zwei Ären: für Iiris der Kindergarten und für Mari die Dorfschule. Mari wird im September ihr siebtes Schuljahr in Tallinn beginnen.

Während für Iiris das Ende des Kindergartens vorhersehbar war, kam Maris Sprung in die Stadt überraschend. Laut Schulplan hatte sie noch drei Jahre in unserer Dorfschule vor sich. Offiziell lief alles gut, sie brachte sechs Jahre lang immer nur „langweilige“ Zeugnisse mit lauter Fünfen nach Hause (bis auf eine Vier in Naturkunde am Ende des dritten Schuljahres). Aber inoffiziell wurde in den vergangenen zwei Jahren langsam immer deutlicher zur Belastung, dass ihre Klassenkameraden sie als Streberin abstempelten und sie abseits stehen ließen. Selbst dazu sagten wir teilweise „C’est la vie“ und taten unser Bestes um ihr zu helfen, auch daran zu wachsen.

Aber eher zufällig stolperten wir im Mai über die Information, dass es im Deutschen Gymnasium von Tallinn eine Sonderabteilung für zweisprachige Kinder gibt, in der mehrere Hauptfächer komplett in Deutsch gegeben werden, und dass man dort ab der siebten Klasse einsteigen sollte.

Tallinn bedeutete freilich, dass Mari nur noch an den Wochenenden nach Hause kommen würde. Mit 13 Jahren. Und ein Internat gibt es da nicht. Aber Mari würde in der Wohnung ihres Großvaters wohnen, die direkt neben der Schule liegt. Mari war vom ersten Moment an begeistert von der Idee.

Allerdings waren die Aufnahmeprüfungen und Registrierung seit einem Monat abgeschlossen. Ich rief trotzdem mal beim Direktor an. Der bedauerte sehr, dass wir uns nicht schon früher gemeldet hatten, aber wollte Mari trotzdem sehen. Bei diesem Gespäch wurde dann schnell klar, dass erstens Mari in diese Schule will, und dass zweitens diese Schule Mari haben will, weil es eben doch nicht so viele echte zweisprachige Kinder in Estland gibt. Und wenn ein Direktor etwas will, dann sind knapp verpasste Anmeldefristen kein Hindernis.

So also begann das nächste Abenteuer in unserem Leben. Die Weichen sind gestellt, einen Sommer lang läuft jetzt noch alles wie gewohnt, und dann geht es los! Schade für unsere Dorfschule, deren Gesamtschülerzahl dadurch um fast 2% sinkt. Schade auch für Iiris, die im ersten Schuljahr gerne ihre große Schwester neben sich gewusst hätte. Aber abgesehen davon freuen wir uns alle.

À propos Abenteuer: Mari wird auch vom 25. Juni bis zum 6. Juli zum ersten Mal im Leben alleine nach Ostbelgien kommen: einige Tage zu Oma und Grand-Pa nach Eupen, und dann weiter nach Heppenbach zur Patentante Erika.

Mit lieben Grüßen aus Vigala von

Luc, Ly, Mari und Iiris