Meine erste Dosis

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Hallo Freunde,

ich schon wieder. Noch ein letztes Mal, bevor die Sache mit meinem Krebs hoffentlich etwas langweiliger wird. Diesmal mit ein paar Fotos.

Die Verabreichung der ersten Dosis meiner Chemotherapie verlief wie geplant und eher angenehm. Ich bekam sogar ein Mittagessen (ein traditionell flämisches: Suppe mit Butterbroten), das ich sehr genoss. Dabei kam ich mit meiner Zimmernachbarin ins Gespräch. Die war ein erfahrener Patient mit einem Bauchspeicheldrüsenkrebs, den man nicht rausoperieren kann. Ich bin nicht sicher, ob ich alles von ihrem Leben richtig verstanden habe, weil mein Flämisch doch sehr eingerostet ist. Aber nach zwei Stunden hatte es schon spürbare Fortschritte gemacht. Bin fast traurig, dass ich für die nächsten drei Verabreichungen gar nicht nach Leuven zu fahren brauche, weil die auch in Eupen erledigt werden können.

Das erste Foto von heute ist ein Selfie mit Klosmann im Bahnhof von Verviers. Eigentlich wollte ich direkt von Eupen bis Leuven durchfahren. Aber ich musste einen neuen Multi-Pass für meine zehn nächsten Zugfahrten kaufen, und die Online-Zahlung in der „Äpp“ funktionierte einfach nicht. Bevor ein Schaffner mir eine Einzelfahrt verkaufen müsste, stieg ich lieber in Verviers aus, um am Schalter einen Multi-Pass auf Papier zu kaufen. Das konnte ich mir leisten, weil ich eine Stunde zu früh in Eupen losgefahren war. Ich nutzte die Wartezeit auf dem Bahnsteig für mein drittes Frühstück und dachte dabei über die Dummheit der Welt nach. Ich finde es dumm, dass man ein Ticket kaufen muss, wenn man mit dem Zug fährt. Viel effizienter wäre es doch zu sagen, dass öffentliche Verkehrsmittel durch die allgemeine Einkommenssteuer bezahlt werden und für alle zur Verfügung stehen. Das würde den Staat letzten Endes weniger kosten und den Autoverkehr verringern. Und der Klosmann von bei Mattar ist wegen dieser Dummheit leider nie in Leuven angekommen.

Leuven ist eine schöne Stadt mit einem Straßenring drumherum, der die Innenstadt tatsächlich vor Autos beschützt.

Das Krankenhaus liegt gleich außerhalb dieses Rings auf dem Gasthuisberg, hat seinen eigenen Busbahnhof und eine Kiss-and-Ride-Zone vor dem Haupteingang. Dahinter gibt es zum Glück ein System von farbigen Pfeilen, dank derer ich mein Hotelzimmer für den heutigen Tag gefunden habe. Gelb und vierter Stock.

Um 17 Uhr war ich wieder zurück zu Hause in Nispert, mit einem tragbaren kleinen Baxter, der bis Freitag ein Medikament in meine Venen tröpfelt. Also es kann sein, dass ich schon morgen keine Lust mehr habe zu schreiben.

Liebe Grüße aus Eupen sendet

Luc

Diesen Rundbrief habe ich per E-Mail an alle verschickt, die in meiner Freundesliste stehen.

Feedback

Eine Freundin schrieb: Bei uns in Luxemburg sind seit dem Frühjahr 2020 alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis, Zug, Bus, Tram… Das ist toll, so kommen z.B meine beiden Ukrainerinnen überall hin, sie haben schon viel mehr gesehen vom Ländchen als ich. Ich nehme auch gerne den Zug, der ist 1 km von meinem Zuhause, ich kann also locker zu Fuß hingehen. Echte Luxemburger sieht man trotzdem selten darin, die fahren lieber mit ihren SUV 😉