Tunesien 2019 (1)¶
Mittwoch, 14. August 2019.
Am Sonntag landeten wir um 9.20 Uhr in Tunis und fuhren vom Flughafen mit dem Mietwagen nach Monastir, wo uns Google bis vor die Haustür unserer Wohnung leitete. Es gibt dort keine Straßennamen. Ich weiß nicht, wie sie das vor Google gemacht haben. Kadur überreichte uns den Schlüssel, kassierte 50 Euro Miete für zwei Tage, und beantwortete alle Fragen. Er wohnt mit seinen Eltern und drei Geschwistern im gleichen Haus. Die Kellerwohnung, in der wir jetzt sind, wird üblicherweise an Innentouristen aus dem Süden des Landes vermietet. Er hat gerade sein Abitur gemacht und will ab September Betriebswirtschaft studieren gehen. Den Sommer über verdient er sich ein wenig Geld als Verkäufer in einem kleinen Tabakladen zwei Straßen weiter. Dort verkauft er Zigaretten auch pro Stück.
Am Montag hatten wir einen Ruhetag in Monastir. Kadur hatte heute frei und bot sich an, unser privater Touristenführer zu sein. Er zeigte uns die Ribat, die Marina (Hafen), die Egdemsi-Halbinsel (Jazīrat Sīdī al Ghudāmisī), die Medina (Innenstadt). Und natürlich verbrachten wir etliche Stunden an zwei Stränden (La Falaise und Plage du 3 août).
Am Dienstagmittag verabschieden wir uns von Kadur fuhren weiter nach Douz. 5 Stunden im Auto, glücklicherweise mit Klimaanlage. Wir genossen die Fahrt, anfangs zwischen weiten Landschaften mit Olivenbäumen. Je mehr wir nach Süden vordrangen, deste wüster wurde es. Ein kurzer Halt in El Jem wo Ly uns fachkundig durch das Amphitheater führte.
In Douz kamen wir kurz nach Sonnenuntergang an. Hamza hatte auch hier in Douz eine Wohnung für uns gemietet. Er selbst war noch nicht da (am Tag vor der Hochzeit hat ein Bräutigam auch noch andere Verpflichtungen, als Gäste aus dem Ausland zu empfangen). Wir hatten eine Stunde, um die Koffer auszupacken uns uns frisch zu machen. Dann kam er und führte uns zu einem Luxusrestaurant in der Touristenzone, um unsere Ankunft in Douz gebührlich zu feiern.
Mittwoch, 15 Uhr. Eigentlich sollte ich schlafen, denn hier sind jetzt 39 Grad Hitze und die ganze Stadt liegt im Mittagsschlaf. Heute morgen war der Beginn der Hochzeitsfeierlichkeiten. Ab 8 Uhr trafen sich die Gäste, vielleicht 100 Menschen. Männer und Frauen getrennt. Ich hätte mit Ly und den Kindern bei den Frauen bleiben dürfen, aber die drei hatten keine Angst, auch ohne mich zu den Frauen zu gehen. Ich ließ sie also alleine, bzw. in der Obhut von Hamzas Schwestern, die auch ein wenig Englisch können. Ich ging mit den Männern zu Hamzas Haus, wo der Bräutigam sich schick machte. Hamzas Haus ist ein Neubau (der Rohbau war schon vor drei Jahren fertig). Inzwischen war alles bereit für den Einzug. Wertvolle Möbel waren noch mit Klarsichtfolie eingepackt, es lag noch ein bisschen Bauschutt an diversen Stellen. Hamza war prächtig gekleidet, wie ein Prinz. Wir warteten eine halbe Stunde lang im Vorgarten, immer wieder kamen neue Freunde oder Verwandte hinzu und beglückwünschten den Bräutigam. Dann ging es los zu Hamzas Elternhaus (gleich um die Ecke), wo die Frauen sich versammelt hatten. Von dort aus fuhr die ganze Gesellschaft mit Autos und Mopeds zur Wohnung der Braut. Ly, Mari und zwei Schwestern von Hamza fuhren in unserem Auto. Iiris durfte bei den jüngernen Mädchen auf einem offenen kleinen Lastwagen mitfahren. Die Braut saß schon vor ihrem Haus an einem prächtigen Tisch mit zwei prächtigen Sesseln und wartete auf den Bräutigam zur Unterzeichnung des Ehevertrags. Nach Unterschrift und Tausch der Eheringe wurden nochmals Fotos gemacht, dann brachten wir die Frauen wieder zum Haus von Hamzas Eltern, und die Männer gingen in einem Café in der Stadt Junggesellenabschied feiern. Mit lauter Musik und extatischen Tänzen und ohne Alkohol. Dann auch die Männer zu Hamzas Eltern, wo ein Festmahl bereitet war (Couscous mit Lamm). Man aß auf dem Boden sitzend in Tischgruppen zu 5 Personen aus einer Schüssel. Nachdem ich gegessen hatte (ein Vetter von Hamza, der Franzsösisch kann, aß mit an meinem Tisch), fuhr ich gegen 13 Uhr mit meinen Frauen zu unserer Wohnung, um Siesta zu halten. Um 16 Uhr wachen wir wieder auf und fahren zurück, um weiter zu feiern. Heute abend ist (wenn ich richtige verstanden habe) der Frauenabend, so dass ich hoffentlich zeitig ins Bett kann.