Sonntag, 30. Juni 2019

Echo zur Einleitung von Sven Schmidt im letzten Gemeindebrief des Pfarrsprengels Oderland-Spree West.

„Die Gier, alles besitzen und beherrschen zu wollen, verletzt die Welt. Es führt zur Ausbeutung der Ressourcen, zur Verschmutzung der Wälder, der Luft, des Wassers, des Bodens. So raubt sich der Mensch selbst seine Lebensgrundlage.“

Wie Recht hat er! Aber ich muss das für mich etwas präziser formulieren. Gier ist an sich normal. Dass wir immer wieder auch gierig sind, ist wichtig für die Erhaltung der Art. Es gehört zu unserer Art, dass wir Teile der Welt für uns selber einvernehmen wollen, dass wir danach trachten, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel zu ernten. Anfangs bei den Höhlenmenschen war es vielleicht ein besonders günstig geformter Stein, der Lust auf Besitz erregte. Heute sind wir stelleweise subtiler und zivilisierter, aber das Prinzip bleibt das Gleiche. Begierde, Wachstum, Besserseinwollen als der Andere sind Aspekte einer natürlich notwendigen Sehnsucht.

Ich glaube, das eigentliche Problem besteht darin, dass wir diese Sehnsucht institutionalisiert haben. Wir haben gierige Geister gerufen, um uns zu dienen, und jetzt werden wir sie nicht mehr los. Wenn ein einzelner Mensch gierig ist, bleibt die Sache in Grenzen. Spätestens bei seinem Tod hört es auf. Aber eine Gesellschaft mit beschränkter Haft, oder eine Aktiengesellschaft, das sind „juristische Personen“ und somit quasi unsterblich. Das offizielle und legale Ziel jedes Privatbetriebs ist institutionaliserte Gier: Maximierung des Einkommens der Besitzer. Bis vor Kurzem konnten wir das erstaunliche Potential dieser genialen Geister noch genießen, aber mit dem Internet wachsen sie ins Unermessliche und werden mächtiger als unsere Staaten. Unsere Staaten sind eine Intitutionaliserung der Nächstenliebe, ihr Hauptziel ist das nachhaltige Wohlergehen der Menschen, die auf einem Territorium leben. Bei einem Kampf der Giganten, wenn z.B. die EU gegen Google antritt, kann einem schon angst und bange werden. Aber auch hier sagt Jesus: euer Herz erschrecke nicht, glaubt an Gott und glaubt an mich!