Mittwoch, 9. April 2014

In der heutigen Lesung erkannte ich mich selbst wieder.

Nebukadnezzar sagte zu ihnen: Ist es wahr, (…) ihr verehrt meine Götter nicht und betet das goldene Standbild nicht an, das ich errichtet habe? Nun, wenn ihr bereit seid, (…) sofort niederzufallen und das Standbild anzubeten, das ich habe machen lassen, ist es gut; betet ihr es aber nicht an, dann werdet ihr noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen. Welcher Gott kann euch dann aus meiner Gewalt erretten? Schadrach, Meschach und Abed-Nego erwiderten dem König Nebukadnezzar: Wir haben es nicht nötig, dir darauf zu antworten: Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns erretten; auch aus dem glühenden Feuerofen und aus deiner Hand, König, kann er uns retten. Tut er es aber nicht, so sollst du, König, wissen: Auch dann verehren wir deine Götter nicht und beten das goldene Standbild nicht an, das du errichtet hast.

Wenn die drei dem König sagen „Wir haben es nicht nötig, dir darauf zu antworten“, entspricht das meiner allgemeine Tendenz „I rather want to write Free software than to write about Free software“. Wenn ich beim Thema „Freie Software“ Leuten begegne, die nicht daran glauben, dann reagiere ich schnell mit der Wer-nicht-will-der-hat-schon-Haltung: „Liebe Leute, alles was ich darauf antworten könnte, steht doch schon geschrieben. Lest doch selbst.“ Und die Drohung mit dem Feuerofen entspricht der Gefahr, dass Lino einfach plattgewalzt wird wie ein Katamaran, der versehentlich einem Ozeandampfer ins Fahrwasser geraten ist (sh. mein Bild vom Luc in Charleroi). Darauf antworte ich dann einfach „Wenn ich nicht mehr freie Software schreiben kann oder darf, dann werde ich Briefträger“

Heute bekam ich dann noch zufällig einen weiteren zitierenswerten Gedankengang von Robert Cheaib in einer E-Mail von ZENIT:

Christliche Nächstenliebe wird in ihrer praktischen, materiellen Gestalt hoch geschätzt. Die Statistiken sprechen für sich, selbst in Ländern, wo Christen eine kleine Minderheit sind: Überall dort, wo Missionare oder religiöse Einrichtungen hingelangen, entstehen Krankenhäuser, Kinderheime, Schulen, Universitäten, etc.. Diese Einrichtungen sind allgemein sichtbar und bekannt.

Aber es gibt auch eine andere Form von christlicher Nächstenliebe, die weniger sichtbar und deshalb weniger bekannt ist: die so genannte „geistige Nächstenliebe“, die Papst Benedikt XVI. so sehr am Herzen liegt. Diese Form der Nächstenliebe wird weniger wahrgenommen, weil sie verborgen ist. Sie ist ein langsames Ferment, ein minuziöser, langwieriger Prozess, von Geduld und Hoffnung getragen in der Erwartung, dass die Knospe des Glaubens zu sprießen und wachsen beginnt.

Diese zwei Gesichter der christlichen Liebe sind jedoch untrennbar miteinander verbunden: Mutter Teresa, in der ganzen Welt und berühmt für ihre „materielle Nächstenliebe“, pflegte ihre Mitschwestern zu erinnern: „Wir sind keine Sozialarbeiter, wir sind Bräute Jesu Christi.“ Damit wollte die Heilige von Kalkutta verdeutlichen, dass die materielle Nächstenliebe nicht die letzte Wahrheit ist.

Den anderen zu reduzieren auf einen hungrigen Mund, den es zu stopfen gilt, heißt seine Identität herabsetzen und seine höhere Berufung aberkennen. Wahre Nächstenliebe, die praktische Umsetzung der Liebe besteht darin, das Bewusstsein der Menschen für das Große Geheimnis zu öffnen: die Liebe von Gottvater zu den Menschen in Jesus Christus.

Jaja, ich arbeite an Lino, weil ich darin meine Berufung sehe. Das ist im Grunde nichts anderes als religiöse Überzeugung. Glaube ist in unserer Welt die einzig mögliche Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Christlicher Glaube ist meines Wissens die einzige brauchbare Glaubenslehre. Die Römisch-Katholische Kirche ist meines Wissens die -nicht perfekte, aber doch- beste Institution, die diese Lehre verkündet.