Tunesien 2019 (2)

Montag, 19. August 2019. Rückblick seit Tunesien 2019 (1).

Mittwochabend. Die Frauen gehen bei der Braut feiern mit Tanz und Musik. Die jungen Männer sitzen mit dem Bräutigam und amüsieren sich, wiederum ganz ohne Alkohol. Ismail erklärt mir die Grundsätze des Rollenspiels, das sie auf jeder Hochzeit spielen: der Bräutigam ist König und hat einen Premierminister zu seiner Rechten. Alle anderen sind der Hof des Königs und müssen sich an die Etikette halten. Zum Beispiel muss jeder beim Betreten des Saales (ein Teppich auf dem Boden) zunächst den König und dann den Minister begrüßen. Der Minister darf auch neue Regeln erfinden oder bestehende Regeln ändern. Wer gegen eine Regel verstößt, wird vor Gericht gerufen und muss eine Geldstrafe bezahlen. Diese Geldstrafen sind ein finanzieller Beitrag zu den Hochzeitskosten. Für abends haben die Freunde des Bräutigams ein Kapsa (ein gegrilltes Lamm) bestellt. Die älteren Männer sitzen an einer anderen Stelle und reden und trinken Tee.

Donnerstagabend. Feier auf dem Viertelplatz. Eine Taballa-Gruppe macht Musik und tanzt viele Mala einen rituellen Tanz, bei dem die Gäste Geldscheine in das Hutband der Musiker stecken, wiederum ein finanzieller Betrag zu den Kosten. Eine Gruppe Kunstreiter kommt und zeigt atemberaubende Kunststücke. Die Zuschauer sitzen in drei Gruppen: Junge Männer mit Bräutigam, alte Männer und Frauen mit Braut. Die Braut sitizt hinter einem Vorhang, so dass man sie nicht sehen kann.

Freitagmorgen Erst um 2 Uhr waren wir im Bett, aber schon um 5 Uhr stehen wir wieder vor dem Haus von Hamzas Onkel Taher. Wir sind verabredet mit Ahmed und seinen drei Dromedaren zu einen Ausflug in die Wüste. Es ist noch dunkel. Da kommt Ahmet mit seinen drei Dromedaren Maurice, Conny und Hanin. Wir steigen auf (Mari und Iiris müssen sich den Buckel von Maurice teilen) und ziehen los, durch die Außenbezirke von Douz. Es geht an Privathäusern vorbei, wo wir von unserer Höhe aus über die Mauer in die Gärten blicken können, wo zuweilen noch jemand unter freiem Himmel schläft. Wir reiten durch Gärten mit Dattelpalmen, bis wir zum Wüsteneingang kommen. Genau rechtzeitig zum Sonnenaufgang. Der allgemeine Eindruck ist ein bisschen wie wenn du in Pärnu zum Strand kommst. Nur dass am Horizont nicht das Meer rauscht, sondern der „Strand“ sich unendlich ausbreitet. Wir reiten ein wenig in die Dünen hinaus und machen dann Frühstück. Ahmed kann leider nicht genug Französisch, um effizient über seine Weltanschauungen oder Zukunftspläne zu reden. Er ist einer der vielen jungen Männer in Tunesien, die arbeitslos sind und davon träumen, das Land zu verlassen und in Europa einen gut bezahlten Job zu finden.

Freitagabend. Umzug der Braut. Die Braut wird auf einem Dromedar von ihrer Wohnung in ihr neues Heim transportiert. Es ist Maurice, den wir von heute morgen kennen.

Samstag. Abschied und Abreise. 500 Km mit dem Auto bis Sousse, wo wir für 31€ zwei Zimmerchen in einem Hotel in der Medina bestellt haben. Kurz vor Sousse Zwischenstation in Monastir, um drei Decken abzuholen, die wir bei Kadur vergessen hatten. Wir nutzen natürlich die Gelegenheit, um eine halbe Stunde im Meer zu plantschen. Das Hotel in der Medina von Sousse erweist sich als richtig schnuckelig. Natürlich kein Luxus, aber durchaus empfehlenswert. http://www.hotelparis-sousse.com.tn/ Das eigentliche Leben der Medina haben wir allerdings verpasst, denn als wir unsere Koffer im Zimmer hatten und bereit für einen Stadtrundgang waren, zeigtte die Uhr schon 21.

Sonntag. Um 5.15 Uhr verlassen wir Sousse. Um 8.15 stehen wir vor dem Flughafen von Tunis und warten auf den Agenten des Autovermieters. Wir packen unser Gepäck aus und wieder ein, um es vom Modus „Wie kriegen wir das alles ins Auto?“ in den Modus „Was kommt in den Laderaum und was ins Handgepäck?“ zu konvertieren.

Istanbul, Montagmorgen, 4.30 Uhr. In einer Stunde kommt das Taxi, das uns von unserem Hotel in der Innenstadt zum Flughafen bringt. Unser Aufenthalt hier hat mir vor allem bestätigt: dieses Land interessiert mich nicht. Ich kenne hier niemanden. Sie sind seit seit 2017 von der Wikipedia abgetrennt.

Wir sind hier nur abgestiegen, weil Ly und Mari unbedingt wollten. Wir haben 170 € gelatzt für Hotel und Shuttle zum Hotel (Istanbul liegt 60 Km von seinem Flughafen entfernt), dann noch 500 Lire abgehoben und sie für Essen und Souvenirs ausgegeben.