Schulanfang in Tallinn

Donnerstag, 20. September 2018.

Hallo Freunde,

vom 8. bis 20. Oktober besteht für die Ostbelgier unter euch wieder die Gefahr, dass wir uns in Eupen über den Weg laufen. Ich bin zwei Wochen lang für Lino auf Geschäftsreise. Ich habe viele Kundentermine und werde viel Zeit mit meiner Mutter verbringen, aber nach Feierabend darf ich auch Termine mit Freunden machen. Einen privaten Termin habe ich schon: am 13. oder 14. gehe ich mit meiner Mutter Dido und Aeneas schauen, wo mein Bruder mitsingt.

Bei uns hier in Estland läuft alles wie vorgesehen: Iiris geht jetzt ebenfalls in Tallinn zur Musikmittelschule. Diese Woche bin ausnahmsweise ich mit den Kindern in Tallinn, während Ly in Vigala Urlaub von der Familie hat. Aber bald werde ich wohl wieder mehr in Vigala sein und meine Frauen alleine in der Stadt wohnen lassen.

Iiris fühlt sich insgesamt recht wohl in der neuen Schule, die Lehrer loben sie. Das Essen ist schlechter als in Vigala und die vielen Kinder machen mehr Krach, und neue Freundinnen muss sie sich erst noch erkämpfen. All diese Nachteile trägt sie recht gelassen, nur das Üben ist weiterhin die große Herausforderung. Nicht nur für sie, sondern auch für uns als Eltern: Wieviel Druck, wieviel Freilauf sollen wir ihr geben. Zum Glück verlangt auch in der Musikmittelschule niemand, dass ein Kind von heute auf morgen jeden Tag zwei Stunden übt. Wir haben ihr ein e-Piano gekauft für 550€ und ein Meerschweinchen für 25€. Sie hat im Gegensatz zu Mari einen längeren Schulweg und muss mindestens 40 Minuten mit dem Bus durch die Stadt tuckeln. Bisher haben wir sie dabei begleitet, aber langsam fängt sie an, die verschiedenen Strecken und Buslinien zu kennen. Heute morgen fuhr sie erstmals ganz alleine.

Mari lernt jetzt Latein, weil im Spanischkurs kein Platz mehr war. Sie hatte durch die Schule auch dieses Jahr für eine Woche wieder eine Austauschschülerin zu Gast. Voriges Jahr war es Ines aus Lorch, dieses Jahr Hanna aus Hannover. Vorige Woche lebten wir deshalb zu 5 Person in unserer 3-Zimmerwohnung. Etwas eng, aber es ging. Am Wochenende ist Hanna dann mit uns nach Vigala gekommen und hat uns beim Apfelsaftmachen geholfen (65 Liter an einem Samstag, vom Aufsammeln bis in die Einmachgläser hinein), und am Sonntag sind Mari und sie sogar zum Gottesdienst gegangen.

Ly arbeitet an ihrem Traum von einer Karriere als Keramikkünstlerin. Sie arbeitet zur Zeit viel mit der etablierten Künstlerin Karin Kalman zusammen und überlegt, ob sie in Tallinn ein eigenes Keramik-Atelier mieten soll.

Ich arbeite wie besessen an Lino. Ich träume weiterhin geduldig von einer Stiftung „Lino für alle“, die Lino als freie Software weltweit trägt. En attendant tu ich mein Bestes, um die laufenden Entwicklungsprojekte voran zu treiben. Zwei Kunden warten auf Resultate und zahlen für jede Minute, die ich daran arbeite. Leider bleibt mir für diese Arbeit (die ich am liebsten tue) neben der Firmenleitung oft nur wenig Zeit.

Mein Programmierer in Tallinn (Tonis, der zweite Mann hinter Lino) hat geheiratet. Weil seine Frau Fotografin ist, war die Hochzeitsfeier richtig vorbildlich. Drei Fotos von diesem Tag könnt ihr unten sehen, eines von Ly und mir, nachdem unser Auto erstmals seit 10 Jahren durch eine Waschanlage gefahren ist, dann zwei mit dem Brautpaar, einmal vor dem Altar und einmal vor dem Restaurant.

Nächsten Dienstag kommt der Papst Tallinn besuchen, dann nehme ich mir zwei Tage frei. Ich darf einen Jesuiten aus Deutschland und einen Bischof aus Frankreich empfangen, und am Tag selber ein Dutzend hoher Gäste durch Tallinn führen und mit ihnen essen gehen.

Keramik-Künstler unter sich

Aufräumen in der Stadtwohnung

Mit dem Bus durch die Stadt zur Schule

Hochzeit Tonis und Siiri

Zu Hause in Tallinn

Falls ihr noch mehr lesen und sehen wollt aus unserem Leben im August, verweise ich auf meine letzten Tagebuch-Einträge:

Liebe Grüße aus Tallinn sendet

Luc