Bibellager bei Viljandi

Freitag, 10. August 2018. Iiris und ich waren fünf Tage lang auf einem Bibellager zusammen mit 80 Kindern und 40 Leitern. Genauer gesagt kommt Iiris erst morgen zurück, ich musste einen Tag früher die Zelte abbrechen, weil ich morgen früh mit dem Männerchor auf die Insel fahre. Hier ein kurzer Rückblick mit Fotos.

Wieso mache ich so was? Weil der Hauptleiter mit darum gebeten hat. Weil auch viele der anderen Leiter mich immer wieder wissen lassen, dass ich willkommen bin. Weil es eine der wenigen Gelegenheiten ist, in Estland mehrere Tage mit lauter Christen zusammen zu sein. Weil Iiris sich alleine nicht getraut hätte. Weil ich Christ bin und verstehen will, was das bedeutet.

Es war die gleiche Organisation wie voriges Jahr, aber an einem anderen Ort. Statt Mari Vahermägi war diesmal Ragne Pesur die geistliche Leiterin („Lageroma“ wurde sie genannt). Die anderen Leiter waren auch diesmal wieder hauptsächlich bibeltreue Freikirchler mit einer Glaubenskultur, die zumindest auf den ersten Blick „pharisäerisch“ aussieht. Da gibt es weder Alkohol noch Nikotin. Viele von ihnen glauben aufrichtig, dass man Veranstaltungen und Gruppen meiden sollte, wo solche Drogen benutzt werden. Zweimal ist es mir passiert, dass ich 10 Liegestützen machen musste, weil ich versehentlich geflucht hatte. Ich absolvierte meine Strafe gewissenhaft und erklärte „Tja, ich lebe nun mal in Vigala, wo Männer nach spätestens nach jedem dritten Satz mal ein kräftiges kurat einfügen.“

Sowohl für Iiris als auch für mich war es ebenso wohltuend und bereichernd wie voriges Jahr. Iiris hat diesmal erstmals eine neue Freundin gefunden, mit der wir wahrscheinlich bleibenden Kontakt behalten werden.

Das Schöne bei diesen Leuten ist ihre Gebetskultur. Katholiken und Lutheraner überlassen das Beten lieber dem Profi und hören fromm zu, was der Pastor redet. Aber hier wird für alles und bei jeder Gelegenheit gebetet und jeder ist eingeladen, laut mitzubeten.

Ich durfte diesmal auch zusammen mit Joosua Bibelstunden geben. Wir leiteten eine Gruppe von 10 Jungens im Alter von 10 bis 11 Jahren. Wir lasen, wie Samuel als Kind zum Propheten berufen wurde (1 Sam 3,1-10), wie er später den kleinen David zum König salbte (1 Sam xxx), oder wie Jesus mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Männer satt bekam (Mt 14,14-21). Wir übten uns im Bibelteilen und Bibeldrama. Wir sprachen über Fragen wie: Wie merkst du, wenn Gott dich ruft? Was tust du dann? Niemand ist zu klein für Gott. Am vorletzten Tag lasen wir in der Bibelstunde die Geschichte, wie Joseph von seinen älteren Brüdern gehasst wird, weil sein Vater ihn bevorzugt. Da lag das Thema Mobbing nahe. Ein Junge erzählte, dass er in der Schule gemobbt wird und ganz verzweifelt ist, weil er nicht versteht, wieso. Die meisten anderen gehörten eher zu denen, die das Problem von der anderen Seite kennen. Nachdem alle ihre Erfahrungen ausgetauscht hatten, stellten wir den Gemobbten in die Mitte und segneten wir ihn. Und nicht Joosua oder ich, sondern ein anderer Junge sprach die Segensworte. Nach solchen Erlebnissen denke ich mir „Wow! Allein dafür haben sich diese Tage gelohnt!“ So was kann man nicht kaufen, das kann man höchstens als Geschenk annehmen.

Ich habe aber nicht nur gebetet. Ich hatte auch meinen Computer dabei und arbeitete morgens eine Stunde lang: mit Hamza in Tunesien überlegte ich, wie wir Lino so einpacken können, dass jedermann sich mit pip install lino_cosi einfach ein Buchhaltungsprogramm auf seinen Computer installieren kann. Danach rief ich Vera in Eupen an und erklärte ihr, wie man so ein Buchhaltungsprogramm benutzt.

Hier einige Fotos.

Die Leiter waren einen Tag früher vor Ort.

Zu den 40 Leitern zählten auch das Küchenteam sowie eine Gruppe von Jugendlichen, die in den Vorjahren als Kinder mit dabei waren und nun zum ersten Mal Verantwortung übernahmen.

Die Kinder kommen an.

Als Workshops gab es unter anderem Seifenblasen und Lobpreis.

In der Freizeit waren die beiden Teiche erfüllt von Kindern.

Täglich Gottesdienst im Zelt.

Nachtspiel und Schatzsuche wie bei den Wöflingen.

Iiris mit ihrer neuen Freundin Nelli.