Nochmal über Jesus und Evangelikalismus

Mittwoch, 12. Juli 2017. Heute stolperte ich in folgenden Text hinein: Ist Jesus Gott?. Nach Lektüre einiger Artikel auf dieser Webseite sehe ich ein: Peter De Rosas Forderung, man solle Jesus als Mythos lehren, musste scheitern, weil es ja doch genügend historische Belege dafür gibt, dass es ihn wirklich gegeben hat.

Am interessantesten für mich war folgender Abschnitt:

Ravi Zacharias, ein in einer Hindukultur aufgewachsener Christ, der die Weltreligionen studierte, bemerkte einen fundamentalen Unterschied zwischen Jesus Christus und den Begründern anderer Weltreligionen:

„Bei allen diesen Religionen bildet sich eine Lehre heraus, eine Lebensweise. Sie wenden sich nicht an Zarathustra, sondern Sie hören ihm zu. Buddha erlöst Sie nicht, sondern seine erhabenen Wahrheiten vermitteln Ihnen Weisheit. Mohammed transformiert sie nicht, es ist die Schönheit des Korans, die sich Ihnen aufdrängt. Im Gegensatz dazu hat Jesus seine Botschaft nicht nur gelehrt oder dargelegt, sondern er war eins mit seiner Botschaft.“

Ein Blick in die Evangelien unterstreicht die Wahrheit der Einsichten, die Zacharias gewonnen hatte: Sehr oft war die Botschaft Jesu nur: „Kommet zu mir“, oder „Folget mir“, oder „Hört auf mich.“ Ebenso machte Jesus klar, dass seine erste Aufgabe war, Sünden zu vergeben, etwas, das nur Gott vorbehalten war.

Also das Herausragende am Christentum gegenüber anderen Religionen ist, dass sie an einer zentralen Person hängt und nicht an einer Lehre. Gottes Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gelebt.

Dieser Ravi Zacharias ist übrigens evangelikal. Die Wikipedia sagt über Evangelikalismus: zunächst „Evangelikale machen eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zur Grundlage ihres Christentums. In dem Rahmen sind persönliche Willensentscheidungen für eine solche Beziehung wie auch individuelle Erweckungs- und Bekehrungserlebnisse von Bedeutung.“ Wenn das so ist, dann ist ja alles gut. Aber die Wikipedia fügt hinzu: „Zentral ist ebenso die Berufung auf die (teilweise als irrtumsfrei angesehene) Autorität der Bibel.“ Das, was da in Klammern steht, ist mein einziges Problem mit dem Evangelikalismus.

Dass damals übernatürliche Dinge tatsächlich geschehen sein sollen, bloß weil sie in der Bibel als solche niedergeschrieben sind, sorry, das ist und bleibt Humbug. Wenn die wundersame Brotvermehrung nicht vor 2000 sondern vor 2 Jahren stattgefunden hätte, und wenn professionelle und aufrichtige Journalistenteams dabei gewesen wären, dann gäbe es darüber statt der drei Dutzend Sätze in drei Evangelien jetzt seitenlange Artikel in der „Zeit“ oder im „National Geographic“, die ohne irgendwelche übernatürlichen Erklärungen auskämen und letzten Endes das Gleiche sagen würden wie die Bibel.

Ich finde es eine unter Christen leider recht verbreitete Unsitte, die Bibel als das „Wort Gottes“ zu bezeichnen. Die Bibel ist unsere Heilige Schrift und die Grundlage unseres Glaubens, sie ist Offenbarung Gottes in unsere sichtbare Welt, man benutzt sie, um mit Gott in Verbindung zu treten, sie ist ein wunderbar reicher Schatz… aber sie ist eben nicht „das Wort Gottes“! Das Wort Gottes lässt sich nicht in Menschenworte fassen. Das Wort ist „Fleisch“ geworden, nicht „Buch“! Ich finde deshalb, man sollte vorsichtig mit dieser Formulierung sein.