Petition zur Rettung der Arbeit von Oikos

Mittwoch, 18. Mai 2016. Ende April überraschte mich eine Nachricht aus Ostbelgien: Sozialminister Antonios Antoniadis hatte das Ende der Zusammenarbeit mit der VoG Oikos aufgrund erwiesener Qualitätsmängel bei der fachlichen Begleitung der betreuten Jugendlichen verkündet. Ein gemeinnütziger Verein, der seit 20 Jahren im Sozialbereich etabliert ist, mit einem halben Dutzend Sozialarbeitern, wird einfach „komplett abgesäbelt“ (grenzecho.net).

„Als Auslöser der Entscheidung nennt der Minister einen Bericht im Auftrag der Aufsichtsbehörde von Mitte Dezember, der erhebliche Qualitätsmängel offengelegt habe.“ (brf.be)

„Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Rheinland im Rahmen einer Kooperation mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft in seinem Bericht vom 16. Dezember 2015 auf erhebliche Qualitätsmängel in der fachlichen Begleitung der untergebrachten Jugendlichen hingewiesen hat. Fachlich fundierte Konzepte und erforderliche Standards für die pädagogische Arbeit sind nicht vorhanden bzw. nicht methodisch hinterlegt. So fehlt beispielsweise ein Konzept zur Elternarbeit, obwohl das Ziel die Rückführung der Jugendlichen in die Familien ist. Das gilt auch für grundlegende Dokumentationsformen zur Überprüfung der erreichten Ziele mit den Jugendlichen und ihren Familien. Auch findet eine Vermischung von „Familie“ und „Jugendhilfeangebot“ statt. Das Ergebnis ist, dass nur wenige Jugendliche für eine Betreuung dieser Art in Frage kommen.“ (dgregierung.be)

Dass Oikos keine guten Beamten sind und ihre Arbeit schwer zu dokumentieren und in bürokratische Ordner zu fassen ist, das kann ich noch als Vorwurf nachvollziehen. Aber das liegt doch nur an der Komplexität und dem ganzheitlichen Charakter ihrer Arbeit. Das weiß der Minister bestimmt auch selber.

Also diese deutsche Studie ist m.E. nur ein Vorwand, nicht der wahre Grund. Ja, Johannes Funk ist ein Einzelkämpfer, der seine Visionen hat und alle Register zieht, um sie durchzusetzen. Ja, er arbeitet auch im Untergrund, wo andere nicht genau erkennen können was er treibt. Und dann gibt es immer wieder Menschen, die fundamental an ganz andere Werte glauben (z.B. dass Ausländer draußen bleiben sollen), und denen passt es nicht, dass da so ein tüchtiger Arbeiter so treu in die „falsche“ Richtung arbeitet. Die werfen ihm dann „mangelnde Transparenz“ vor. Und diese Menschen werden immer zahlreicher, denn je mehr unsere Gesellschaft Gott verdrängt und von der Frohen Botschaft nichts hören will, um so weniger Menschen können daran glauben, dass Liebe und Vertrauen stärker als Hass und Angst sind.

Insofern freut es mich, dass inzwischen schon 358 Leute die Petition zu Rettung von Oikos unterschrieben haben. Ich bin natürlich einer davon. Die Kommentare dazu sind ebenfalls veröffentlicht. Ich schrieb: „Oikos macht Arbeit, die kaum objektiv bewertbar ist. Dass sie nicht in „den Raster“ passt, zeigt nur die Engstirnigkeit des Rasters.“

Falls sich eine Lösung findet, um Oikos weiter funktionieren zu lassen, müssen wir alle uns seriös die Frage stellen, wie sich diese Arbeit mit ganz offenen Karten rechtfertigen lässt. In einer Informationsgesellschaft reicht es nicht mehr, einfach nur Gutes zu tun, sondern muss auch erklären, warum man es tut. Man schaltet ja auch keine Lampe an und stellt sie dann unter einen Eimer. Also wenn Oikos weitermacht, müssen sie noch einen Halbtagsjob zusätzlich einplanen, um die administrative Informationsarbeit zu bewältigen und klarer über ihre Arbeit zu berichten. Dann wäre Antoniadis‘ Idee ein Schuss ins Knie gewesen: er wollte Geld sparen, muss aber im Endeffekt mehr zahlen. Das kommt davon, wenn man nicht genug Vertrauen hat.

Nachtrag