Reicht einfaches Bloggen nicht mehr?!

Freitag, 22. Januar 2016.

Heute stolperte ich via telegram.ee über das Video der 17-jährigen Schülerin Jennifer Nimmerfeldt, die einen Artikel der estnischen Tageszeitung Eesti Päevaleht (Vegandieedist tekkinud tervisekahjustused on jõudnud Eesti lasteni, Autor Tuuli Jõesaar, 19.11.2015) kritisiert.

Sie tut das nicht etwa in einem Blog-Eintrag, sondern mit einem 17-minütigen Videoclip auf Youtube. Sie hatte früher auch mal einen Blog, aber auf dem hat sie seit 2014 nicht mehr geschrieben.

Der von ihr kritisierte Artikel (den ich gar nicht gelesen habe) verurteilt Eltern, die ihre Kinder zu veganer Ernährung zwingen, und hinterlässt en passant den Eindruck, dass vegane Ernährung erwiesenermaßen schädlich sei.

Liebevoll und gut gemacht, und auch inhaltlich kann ich dem Mädchen nur zustimmen.

Aber die Geschichte interessierte mich eigentlich auf einem ganz anderen Niveau: Reicht einfaches Bloggen heute nicht mehr?!

Bloggen bedeutet ja: seine Meinung sagen. Sich Gedanken zu machen, und diese dann auch noch in Worte zu fassen, das kostet Zeit und Energie. Ein stummer, statischer Blog-Eintrag wie dieser hier kostet mich im Durchschnitt ca. zwei Stunden. Wieviel Zeit hat Jennifer wohl gebraucht, um den Clip zu produzieren? Wieso hat sie nicht zuerst mal einen Artikel geschrieben? Musste es ein audiovisueller Beitrag sein?

Das (passive) Fernsehen verdrängt mehr denn je das (von aktivem Surfen und Nachfragen begleitete) Lesen.

Seine Meinung zu sagen, wird also wieder „teurer“.

Was wird von all dem in fünf Jahren noch übrig bleiben? Wer kriegt das alles für zukünftige Generationen festgehalten?

War es nicht irgendwann der Traum vom Internet, dass wir dadurch demokratischer werden? Sind wir dabei, uns von diesem Traum wieder zu entfernen? Ist meine Idee vom Dorfreporter schon veraltet, bevor sie das Licht der Welt erblickte?